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Die Angst vor den Nelken

Vertreter der kurdischen Gemeinde legten vor der israelischen Botschaft Blumen nieder – zur Erinnerung an das dortige Blutbad vor einem Jahr

Sind Blumen gefährlich? In den Augen der Polizei scheinen sie es zu sein – wenn Kurden sie bringen. Das war gestern vor der israelischen Botschaft in der Wilmersdorfer Schinkelstraße zu erleben: Drei Tage nach dem Valentinstag kam bei herrlicher Vorfrühlingssonne eine Delegation der kurdischen Gemeinschaft zu dem Ort, wo vor einem Jahr vier Kurden von israelischen Wachleuten erschossen worden waren. Hier am früheren Generalkonsulat wollte sie Blumen niederlegen.

Drei Männer und eine Frau näherten sich einem Absperrgitter. Der Prominenteste: Giyasettin Sayan, PDS-Mitglied des Abgeordnetenhauses und Vizechef der Kurdischen Gemeinde. An der Sperre unterzog ein Polizeibeamter die Blumensträuße einer eingehenden Kontrolle.

Der Polizist riss das Umschlagpapier mehrerer Sträuße herunter, fingerte in den Stielen von gelbroten Nelken herum. Er wurde rot. Als Sayan auf seine Immunität verwies, verzichtete die Polizei auf die Leibesvisitation der Kurden. Von zwei Polizisten eskortiert, gingen die Kurden zur Botschaft und breiteten die Blumen auf dem Gehweg davor aus.

Ein paar Kilometer entfernt lagen einige Stunden später wieder Blumen aus: vor den Fotos der Erschossenen. Die Frau eines der Toten, Kamile Kurt, trat vor hunderte Kurden in deren Kulturzentrum am Kreuzberger Mehringdamm. „Es lebe Abdullah Öcalan“, rief sie nur. Der ganze Saal stimmte in den Ruf ein. Philipp Gessler

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