: Kanzler Schröder verärgert Berlusconi
Italiens Oppositionschef empört über Aussagen zu Neofaschisten in Ex-Kabinett
Rom (dpa) – Der konservative italienische Oppositionschef und frühere Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat scharf gegen Äußerungen von Bundeskanzler Gerhard Schröder protestiert. Hintergrund ist ein Interview Schröders in der jüngsten Ausgabe der Zeit, das der italienische Corriere della Sera gestern druckte. Darin heißt es, Berlusconi habe vor sechs Jahren Neofaschisten in sein Kabinett geholt. Bezüglich der EU-Sanktionen gegen Österreich wird Schröder gefragt, ob sich heute die EU auch in Italien einmischen würde. „Sie müsste es, säßen dort wieder Neofaschisten am Regierungstisch“, antwortet er.
Berlusconi war vor sechs Jahren mit seinem rechtsnationalen Bündnispartner Nationale Allianz (AN) an die Macht gekommen. Die AN ging aus der neofaschistischen Sozialbewegung MSI hervor. AN-Chef Gianfranco Fini propagierte eine „moderne Rechte“, wurde fortan „Postfaschist“ genannt. Noch 1994 hatte er den Ex-Diktator Benito Mussolini als „den größten Staatsmann des Jahrhunderts“ bezeichnet.
Berlusconi verlangte von Außenminister Lamberto Dini, „sofort zu intervenieren“. Er fordere ein Klarstellung. „Abgesehen von der Tatsache, dass es keine neofaschistischen Kräfte gibt, die in unserem Land nach Regierungsposten streben, stellt dieses Urteil eine inakzeptable Einmischung in interne italienische Angelegenheiten dar“, protestierte der Chef der italienischen Partei Forza Italia. Zugleich sei dies eine grobe Verletzung des Souveränitätsprinzips. Fini sprach von einer Provokation. Er werde sich deshalb an Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi wenden.
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