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Schwarzfahrer sollen zurückbleiben

■ Verkehrssenator Peter Strieder (SPD) möchte an allen U-Bahn-Eingängen automatische Durchgangssperren errichten. Zunächst soll die U 6 dran sein. Die Opposition kritisiert die Sperren als zu teuer und als ausgrenzend

Der Vorstoß von Verkehrssenator Peter Strieder (SPD), künftig an den U-Bahnhöfen automatische Durchgangssperren zu errichten, ist gestern auf scharfe Kritik gestoßen. Damit würden lediglich die Fahrgäste schikaniert, sagte der Grünen-Verkehrsexperte Michael Cramer.

Die Begründung, mit den Drehkreuzen oder Türen die Schwarzfahrerquote senken zu wollen, hält Cramer für vorgeschoben. Die Schranken seien ein Mehrfaches teurer als die Verluste durch Schwarzfahrer. Auch die Betriebskosten stiegen, da jeder geschlossene Zugang überwacht werden müsse. Die PDS-Verkehrsexpertin Juta Mattuschek: „Mit Schranken sperrt man die Fahrgäste aus, anstatt sie anzulokken.“ Im übrigen habe Paris die gleiche Schwarzfahrerquote wie Berlin – trotz Sperren.

Die Sperren, die Strieder am Wochenende gefordert hatte, sollen bis zu 300 Millionen Mark kosten. Zum Vergleich: Rund 25 Millionen Mark gehen der BVG nach eigenen Angaben jährlich durch Schwarzfahrer verloren. Strieder möchte die ersten Modellschranken noch in dieser Legislaturperiode installieren lassen – zunächst auf der U 6 (Alt-Mariendorf–Alt-Tegel). Später sollen die U 2 und die U 4 folgen. Wie in Paris, London oder New York müssten die Fahrgäste jedes Mal eine aufladbare Magnet-Fahrkarte in den Automaten stecken, um in die U-Bahn zu gelangen. Die BVG führt bereits einen Modellversuch zum elektronischen Ticketing durch.

Beim Fahrgastverband IGEB war man entsetzt. „Furchtbar! Hat der Mann keine besseren Ideen?“, fragte ein Sprecher. Der neue Verkehrssenator lenke von den wirklichen Problemen des Berliner Nahverkehrs ab. Allein in die Bausubstanz des U-Bahn-Systems müssen nach Angaben des Sprechers rund drei Milliarden Mark investiert werden. Das Schrankensystem mache die U-Bahn unattraktiv, lasse die Bahnhöfe in Gefahrensituationen zu tödlichen Fallen werden und koste obendrein einen Haufen Geld. „Ich kann mir einen solch unsinnigen Vorschlag nur mit massiven Industrieinteressen erklären.“

Unterstützung bekommt Strieder vom Verkehrsexperten der SPD-Fraktion, Christian Gaebler. Ein Modellversuch sei sinnvoll, um die Vor- und Nachteile des Schrankensystems zu testen. Allerdings müssten Aufwand und Nutzen in einem vernünftigen Verhältnis stehen. Antje Grabenhorst, Sprecherin der Initiative „Arbeitslosen-Ticket Jetzt“, lehnt die automatischen Sperren hingegen kategorisch ab: „Die Ideen, sozial Schwache auszugrenzen, werden immer extremer.“

Richard Rother

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