: Kirch in die Stadt lassen
■ Medienanstalt entscheidet über letzte freie Antennen-Frequenz in Hamburg
Leo Kirch vor der Tür – soll man ihn reinlassen? Die Hamburger Anstalt für neue Medien (HAM) muss darüber entscheiden, wer die letzte freie terrestrische, also über Hausantenne zu empfangende Fernseh-Frequenz in Hamburg erhält: Entweder der Kirch-Informationssender N24 oder VH-1, der deutsche Ableger des englischen Musiksenders MTV. Während die SPD dem Kirch-Sender ganz gern die Pforte öffnen würde, ist die GAL noch unentschieden. „Die Auswahl ist nicht besonders lukrativ“, sagt GAL-Medienexperte Farid Müller.
„Rein aus ideologischer Position die Frage behandeln: Darf Kirch in dieser Stadt noch etwas oder nicht?, das bringt ja nichts“, meint der medienpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Werner Dobritz: „Ich hätte auch lieber eine große Vielfalt an Anbietern, aber dann müssen die Alternativen auch gut sein.“ Und das sieht Dobritz bei VH-1 nicht unbedingt gegeben.
Die Sozialdemokraten haben nicht vergessen, dass der amerikanische Musikkonzern Viacom, zu dem der Sender gehört, sich bei seinen Deutschland-Plänen Knall auf Fall weitgehend aus Hamburg in Richtung München verabschiedet hat. Von daher hätte die SPD wenig gegen den Kirch-Sender, auch wenn damit ein neuer Mosaikstein der Medienkonzentration dazu gekommen wäre. Erst vor vier Wochen wurde bekannt, dass Kirch auch beim Lokalsender Hamburg 1 in großem Stil einsteigen will. Dobritz sieht darin keine besondere Gefahr, sondern eher Verlässlichkeit: „Was man mit den Kirch-Leuten abspricht, haben die immer eingehalten.“ Dagegen fragt Müller: „Wieder Kirch - brauchen wir das noch?“ Er werde sich „nicht besonders stark für N24 machen“.
Die Senats-Parteien können zwar ihr Votum abgeben, letztlicher Entscheider über die freie Frequenz ist allein der HAM-Vorstand. „Die Meinungsbildung läuft bei uns zur Zeit“, legt sich der stellvertretende HAM-Direktor, Lothar Jene, noch nicht fest. N24 ist im Unterschied zu VH-1 bisher auch im Hamburger Kabel nicht vertreten. Der Musiksender verspricht sich von einem Antennenempfang vor allem mehr Reichweite und Marktanteile im Hamburger Umland. Und das heißt letztlich auch immer mehr Werbeeinnahmen. aha
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