„Nein zur Scharia“: Nigerias Christen auf der Straße

Schwere Unruhen im Norden Nigerias nach Demonstration gegen das islamische Recht

Berlin (taz) – In Kaduna, der zweitgrößten Stadt des mehrheitlich muslimischen Nordens von Nigeria, sind gestern schwere religiös motivierte Unruhen ausgebrochen. Wie der britische Rundfunk BBC unter Berufung auf Augenzeugen berichtete, brannten im Stadtzentrum Autos und Geschäfte, nachdem christliche Demonstranten und Muslime aufeinander losgegangen waren. Es habe Tote gegeben.Auslöser war eine Großdemonstration von Christen, die mit dem Ruf „Nein zur Scharia“ durch die Straßen der 400.000-Einwohner-Stadt zogen.

Seit Oktober 1999 haben mehrere nordnigerianische Bundesstaaten das islamische Recht, die „Scharia“ eingeführt – ein verfassungsrechtlich umstrittener Schritt, der als Kampfansage der traditionellen nordnigerianischen Machtelite an die neue, gewählte Regierung von Präsident Olusegun Obasanjo gilt. Die Regierung hat dies bisher hingenommen.

Die Regierung des Bundesstaates Kaduna hat die Scharia noch nicht eingeführt, aber letzte Woche ein Seminar über eine eventuelle Scharia-Einführung im Beisein der höchsten muslimischen Würdenträger abgehalten. Dies hat Ängste der christlichen Minderheit genährt. Dazu kommt eine ungeklärte politische Situation innerhalb der Stadt. Am 27. Januar starb der Imam von Kaduna, und seine Nachfolge ist noch ungeklärt. Während des Scharia-Seminars kam es bereits zu Auseinandersetzungen zwischen zwei rivalisierenden muslimischen Gruppen in der Stadt. Vier religiöse Führer wurden daraufhin festgenommen. D. J.