■ Unterm Strich:
Nach der beeindruckenden Großdemo am Wochenende in Wien bahnt sich jetzt bei manchem Künstler scheinbar ein Gesinnungswandel an und der alte Kampfesmut erwacht. Waren in den ersten FPÖ-Regierungstagen alle auf der Flucht, ziehen sich jetzt die Ersten von ihren Rückzugsankündigungen wieder zurück Gerard Mortier zum Beispiel, der Leiter der Salzburger Festspiele, will seinen Vertrag jetzt doch bis September 2001 erfüllen. „Gespräche mit Freunden“ und die „eindrucksvolle Haltung“ der Österreicher bei der Großdemonstration gegen die schwarz-blaue Regierung hätten zu seinem Sinneswandel geführt, sagte der Belgier der Wiener Tageszeitung Der Standard. Mortier plant für seine verbleibenden zwei Programme neue politische Elemente und will zeigen, „dass wir mit dieser Regierung nicht einverstanden sind“. Der Festspielleiter kündigte an, er wolle die Künstler, die sich seinem angekündigten Boykott angeschlossen hätten, wieder für Salzburg gewinnen.
Noch ein Sieg für die Freiheit der Kunst: Die Inszenierung der „Csárdásfürstin“ darf jetzt wieder mit kopflosen Soldaten in Schützengräben und ähnlichen unoperettenhaften Details aufgeführt werden. So, wie Regisseur Peter Konwitschny es will. Und wie es der Semper-Oper-Intendant Christoph Albrecht verboten hatte. Das hat das Leipziger Landgericht in einer einstweiligen Verfügung entschieden.
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