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Wo Rauch ist

■ Crack-Konsum in Hamburg steigt. Regenbogen vermisst Senats-Konzept

Auf den vermehrten Konsum der Droge „Crack“ sei die Stadt Hamburg nicht hinreichend vorbereitet. Das kritisierte gestern der Regenbogen-Abgeordnete Lutz Jobs. Während sich die Drogenszene dramatisch verändere, fehle dem Senat Überblick und Handlungsperspektive. Auf eine kleine Anfrage von Jobs hatte der Senat gestern geantwortet, der „interbehördliche Koordinierungskreis Drogen“ habe im vergangenen Jahr nicht einmal zum Problem Crack getagt.

Crack ist chemisch behandeltes Kokain, dass geraucht wird. Die Wirkung ist nach Aussagen von Fachleuten weit intensiver als etwa die von Heroin. Sie hält aber nur zwei bis drei Minuten an. Da die KonsumentInnen dann von extremen Glücksgefühlen in die nüchterne Realität zurückgeworfen werden, gilt die Gefahr der „psychischen Abhängigkeit“ als besonders groß. Viele KonsumentInnen putschen sich kontimuierlich mit Crack auf, oftmals mehrere Tage durchgehend, ohne Pausen zum Schlafen einzulegen – wodurch viele durch Aggressionsschübe auffallen oder gar Psychosen entwickeln.

Seit über zwei Jahren weist insbesondere die Drogenhilfe darauf hin, dass sich der Konsum von illegalen Drogen weg vom Heroin, hin zu Kokain verschiebt. Das belegt auch die polizeiliche Kriminalsta-tistik: Wurden 1996 noch 2859 Delikte im Zusammenhang mit der Beschaffung von Heroin verübt und 1646 bezogen auf Kokain, hat sich das Verhältnis 1999 umgedreht: Nur noch 1936 Straftaten durch Besitz oder Erwerb von Heroin wurden registriert, dafür 2886 im Zusammenhang mit Kokain. Seit Juli 1999 differenziert die Polizei in ihrer Statistik zwischen Kokain und Crack. Die Rauschgiftabteilung des Landeskriminalamtes hat eine spezielle Arbeitseinheit Crack eingerichtet.

Der Senat erklärt sich die Verbreitung von Crack vor allem mit dem „relativ geringen Preis einer Konsumeinheit“ und damit, dass die Droge geraucht werden kann. Hilfe sollen die existierenden Suchtberatungsstellen bieten. Nach der im Vermittlungsauschuss des Bundes am Mittwoch beschlossenen Legalisierung der Fixerstuben hatten mehrere Betreiber kritisiert, dass die Auflagen zu starr seien und die Reaktion auf Veränderungen in der Drogenszene erschweren.

Elke Spanner

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