piwik no script img

SA-Sturmführer Horst Wessel untergetaucht

„Autonome Totengräber“ warfen Schädel des NS-Helden angeblich in die Spree

Eine Gruppe „Autonomer Totengräber“ hat sich am Samstag dazu bekannt, den Schädel des verstorbenen SA-Sturmführers Horst Wessel ausgegraben und in die Spree geworfen zu haben. Damit solle verhindert werden, dass die Neonaziszene Wessel immer wieder als Helden ehren und einen weiteren Identifikationspunkt für die rechte Szene schaffen könne, hieß es in einem Bekennerschreiben.

Die Polizei bestätigte, dass es auf dem Nikolaifriedhof in Prenzlauer Berg Grabungen gegeben habe. Die Grabungen an der eingeebneten Ruhestätte seien jedoch oberflächlich gewesen. Es gebe bislang keine Erkenntnisse, dass Gebeine entnommen wurden, sagte ein Polizeisprecher. Der Staatsschutz, der für politische Straftaten zuständig ist, ermittle. Ergebnisse der Ermittlungen waren bis zum Sonntagmittag nicht bekannt.

Rund einhundert Menschen demonstrierten am Samstag friedlich gegen Rechtsextremismus und Faschismus. Die Kundgebung im Bezirk Friedrichshain, die der PDS-Politiker Freke Over angemeldet hatte, war eine Gegenveranstaltung zum ursprünglich geplanten Horst-Wessel-Aufmarsch. Dieser war verboten worden. Das Verwaltungsgericht hatte das Verbot bestätigt.

Der Anmelder hatte für den Aufmarsch zu Wessels 70. Todestag 500 Teilnehmer erwartet. Sie wollten zum Nikolaifriedhof in der Nähe des Alexanderplatzes marschieren, wo Wessel begraben ist. Am Wochenende blieb es auf dem Friedhof ruhig, wie ein Polizeisprecher am Sonntag mitteilte. Die Beamten hatten Besucher kontrolliert.

Der Initiator, bei dem es sich um einen stadtbekannten Rechtsextremisten handelt, hatte keine Rechtsmittel beim Oberverwaltungsgericht eingelegt. Laut Polizeiangaben vom Sonntag wurde das Demonstrationsverbot eingehalten. Es habe keinerlei Zwischenfälle gegeben. dpa

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen