Banken fordern Militär für Euro-Geldtransporte

Die Regierung tue zu wenig, so der Bankenverband, um Währungsumstellung zu sichern

Berlin (taz) – Deutschland sollte besser für die Bargeldeinführung des Euro gerüstet sein – im wahrsten Sinne des Wortes: Bundesgrenzschutz, Bundeswehr, Polizeieinheiten und wenn nötig Panzerwagen werden die Straßen sichern, wenn die derzeit 48 Milliarden Münzen und zweieinhalb Milliarden Banknoten mit Geldtransporten von den Zweigstellen der Bundesbank in die Filialen der Geschäftsbanken gefahren werden. Das jedenfalls wünscht sich der Bundesverband der Deutschen Banken (BDB).

Weil er logistische Probleme befürchtet, hat der Verband an 378 Bankfilialen und vier Geldtransportunternehmen im Großraum Hamburg den Ernstfall simuliert. Die Herausforderung der Euro-Umstellung werde „erheblich unterschätzt“, folgert daraufhin der stellvertretende BDB-Geschäftsführer Wolfgang Arnold. So gebe es weder ausreichend Lagerräume noch Transportmöglichkeiten. Ähnlich wie bei der Bewältigung des Jahr-2000-Problems fordert der Verband deshalb, „ unverzüglich einen zentralen Koordinator auf Ebene der Bundesregierung einzusetzen“.

Ab ersten Januar 2001 klingeln im Portemonnaie Euromünzen, spucken Geldautomaten Euro-Banknoten aus. Die Geschäftsbanken haben zwei Monate Zeit, ihren gesamten D-Mark-Bestand in Euro umzutauschen. Die alten Geldscheine werden geschreddert, die Münzen voraussichtlich eingeschmolzen. Bis zum 28. Februar 2002 kann weiterhin mit Mark gezahlt werden. Wer in dieser Zeit gerade auf Weltreise ist und von alldem nichts mit bekommt, wird seine letzten Hunnis und Fuffis auch später noch los: Die Landeszentralbanken tauschen „endlos“ zum festen, bereits bestehenden Wechselkurs um, versichert BDB-Sprecher Thomas Schlüter.

Derzeit befinden sich nach Schätzungen der Deutschen Bundesbank 48 Milliarden Münzen im Wert von 12 Milliarden Mark im Umlauf – rund 200.000 Tonnen geprägtes Metall, das in den ersten Wochen des Jahrs 2001 über die Straßen rollen werden. Das gehe, so Arnold, nur „mit besonderen Schutzmaßnahmen“ – auch wenn der Einsatz von gepanzerten Bundeswehrfahrzeugen „gewisse verfassungsrechtliche Probleme“ mit sich brächte. Es stünden halt nicht genügend Fahrzeuge privater Sicherheitsfirmen zur Verfügung.

Hergestellt werden die Euros bereits seit vergangenem Jahr: Die Euromünze aus Nickel-Messing, das Zwei-Euro-Stück aus Kupfer-Nickel, 10 Cent aus Kupfer, Aluminium, Zink und Zinn und der Rest aus Stahl mit Kupferauflage.

Weil ein Drittel des gesamten Bargelds in der ersten Woche des neuen Jahrs getauscht werden soll, werden zehnmal so viele Münzen und fünfmal so viele Banknoten im Umlauf sein wie üblich.

Der Hamburger Bankenstudie zufolge kostet die Umstellung pro Filiale rund 71.000 Euro (139.000 Mark) – inklusive Personalkosten, Umrüstung der Geldautomaten, besonderer Geldvorratshaltung und zusätzlicher Transporte. Das gesamte Vorhaben wird Banken und Sparkassen rund 3,4 Milliarden Euro (6,7 Milliarden Mark) verschlingen. Wer was finanziert, ist noch nicht endgültig geklärt. Der BDB schlägt vor, dass „das, was hinter den Türen der Bank anfällt, die Banken selbst tragen und die Kosten außerhalb der Bank vom Staat übernommen werden“.

Katharina Koufen