Cash & Crash
: Last Chance für den Euro

Berlin (taz) – Spätestens seit der Euro am Montagmorgen in Asien auf knapp unter 0,94 Dollar gesunken ist, stehen Europas Zentralbanker ein wenig lächerlich da. Und Anleger in Euro mit ihnen: Ob deutsche Aktien oder französische Staatsanleihen, ob Japanische Fonds oder Währungszocker – sie alle verlieren gegenüber Dollar, Pfund oder Yen und fragen sich zunehmend, ob sie nicht die Währung wechseln sollten.

In den 14 Monaten seiner Existenz hat der Euro nun schon etwa ein Fünftel seines Wertes verloren, und die Sprüche der EZB-Banker klingen zunehmend hohl: Der Euro erhole sich schon wieder, die boomende US-Konjunktur sei derzeit einfach nicht auszugleichen. Und überhaupt mache ein niedriger Euro ja die hiesigen Produkte billiger und sei daher Balsam für die Unternehmen und das Wirtschaftswachstum.

Das ist alles wahr, aber nur bis zu einer gewissen Grenze. Denn ein sinkender Euro macht auch alle Importe teurer und schafft damit eine Inflationsgefahr trotz des eher mageren Wirtschaftswachstums in den meisten Ländern der Eurozone – vor allem wenn auch noch der Preis das in Dollar abgerechneten Erdöls steigt und steigt.

Gestern lieferte das Statistische Amt der EU den Beleg für die wachsende Inflation: Januar 1999 lag die Teuerung bei 0,8 Prozent, im Januar 2000 schon bei 2,0 Prozent. Ab dieser Zielmarke überlegt die EZB schon, die Zinsen anzuheben – obwohl zur Pflege des Wirtschaftswachstums eigentlich niedrige Kreditzinsen passender wären. Wenn die Zentralbanker die Wirtschaft abwürgen, schwächen sie den Euro weiter. Es ist ein Teufelskreis, und die EZB vermittelt mit aller Kraft den Eindruck, dass sie auch nicht weiß, wie sie da herauskommen soll.

Die europäische Zentralbank könnte zur Not ein paar Dutzend Milliarden Dollar ver- und Euro einkaufen und so die US-Währung schwächen. Das würde ein Signal setzen, und darauf haben gestern auch die Devisenmärkte spekuliert. Händler sprachen von einem sprunghaftem, nervösen Geschäft, wobei die Gemeinschaftswährung in der Spitze bis auf Kurse um 0,9864 Dollar geklettert sei.

Weder die Bundesbank noch die Europäische Zentralbank wollten die Spekulationen vor der morgigen EZB-Sitzung kommentierten. Klar ist jedoch, dass Währungsverkäufe nur mit Unterstützung der Federal Reserve der USA genügend Wirkung zeigen könnten. Und die Fed hat kein Interesse, den Dollar zu schwächen, weil sie selbst gehörig Angst vor einer stärkeren Inflation hat. Der Euro wird noch eine Weile schwächeln. Reiner Metzger

An dieser Stelle können wir ein wenig Trauer tragen und trotzdem Vorfreude zeigen: Dies war der letzte Cash & Crash in der taz. Der Einmal-die-Woche-Artikel wird eingetauscht gegen eine ganze Seite mit Anlagentipps. Sie wird ab dem 6. März immer montags erscheinen und beantwortet die Frage, wo man mit angenehmer Rendite und nicht allzu schlechtem Gewissen anlegen kann.