Weck-Bewerb

Wenn Frau Frühauf in den Keller steigt, um Einweckgläser zu holen, bemerkt sie verdutzt, dass einige fehlen. Beunruhigt durchsucht sie das Haus und wird unter Hans' Bett fündig. Dort stehen sie, jedoch nicht leer oder gefüllt mit Kirschen, sondern mit Adidas-Schuh, verhungertem Tamagotchi und einem Nutellaglas. Frau Frühauf ist höchst aufgeregt über diesen Fund und stellt ihren Sohn zur Rede. Dieser hatte begonnen, seine Gegenwart für die Zukunft zu sammeln. Im Mai dieses Jahres findet in der Akademie der Künste nämlich die Ausstellung „Zeitreise“ statt, in der Jugendliche im Alter von sechs bis 15 diejenigen Gegenstände ausstellen, die sie für so aufschlussreich über ihr Leben halten, dass Gleichaltrige in 100 Jahren sich noch ein Bild der heutigen Jugend machen können. Auch Bilder, Geräusche, Geschichten können für eine digitale „Zukunftsdatei“ eingereicht werden.

Wenn in 100 Jahren Jugendliche aber Hans' Weckgläser bestaunen wollen, piept das verhungerte Tamagotchi schon lange nicht mehr; und das bunte Treiben genmanipulierter neuartiger Lebewesen im Nutellaglas wird sicherlich zu nicht beabsichtigten Fehlinterpretationen des Lebens im Jahr 2000 führen. irr

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