: Ärger mit CinemaxX
Der Kinobetreiber CinemaxX entlässt seine Belegschaft und stellt sie wieder ein
Berlin (taz) – Kurz vor einer internen Betriebsratsgründung entließ das Mannheimer Multiplex-Kino CinemaxX kurzfristig seine gesamte Belegeschaft und stellte sie über eine Zeitarbeitsfirma wieder ein. Seit gestern sind die 48 Beschäftigten nicht mehr beim Kinobetreiber, sondern bei der Adecco Outsourcing GmbH, einem Personaldienstleister, angestellt. Der Presseprecher der CinemaxX AG, Thomas Schultz, bestätigte die Maßnahme und wies auf die betriebswirtschaftliche Bedeutung hin. Das Outsourcing ermögliche einen flexibleren Personaleinsatz bei den saisonal erheblichen Unterschieden im Kinogeschäft.
In einer Pressemitteilung verurteilte die Mediengewerkschaft IGMedien das Vorgehen und sieht das Betriebsverfassungsgesetz verletzt. Die Mitarbeiter waren erst am Montag über die bevorstehende Änderung informiert worden, nur wenige Tage nach der Einladung der IG Medien zu einer Betriebsversammlung, auf der ein Wahlvorstand für die ersten Betriebsratswahlen bestimmt werden sollte.
Zwar stellt das Vorgehen der börsennotierten CinemaxX AG arbeitsrechtlich keinen Verstoß dar, mit dem jüngsten Vorfall setzt der Kinobetrieber jedoch seine arbeitnehmerfeindliche Politik fort. Manfred Moos, Hauptvorstand der IG Medien, weist auf die schlechten Erfahrungen in der Vergangenheit hin. Erst zum Jahresende 1999 war das Unternehmen aus dem Arbeitgeberverband ausgetreten, um der Tarifbindung zu entgehen. Einer Aufforderung zu Haustarifverhandlungen hat sich das Unternehmen bisher widersetzt. Moos erklärt, dass die IG Medien in Mannheim zur Zeit überprüfe, ob dieses Verhalten den Straftatbestand der Behinderung oder Beeinflussung einer Betriebsratswahl beinhalte. Zugleich wolle man den Vorfall zum Anlass nehmen, eine Neuregelung im Betriebsverfassungsgesetz zu verlangen, um ähnliche Praktiken in Zukunft auszuschließen.
Michael Genova
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