glosse
: Bettina Gaus über Kuchen im Altersheim

Kindergeburtstag bei der CDU

Früher hat sich Volker mit Angela gut verstanden. Aber seit sie versucht, ihm den Kuchen wegzuessen, ist Schluss mit lustig. Auf Freunde ist ohnehin kein Verlass mehr. Edmund weiß genau, dass Angela seinen Kuchen klauen will, und jetzt hat er auf einmal nix dagegen, wenn sie ihn isst. Olaf schleimt sich auch bei ihr ein, obwohl der doch gar nicht richtig dazugehört. Na ja, vielleicht deshalb. Onkel Wolfgang will nun die ganze Torte im Altersheim verlosen. Bitte schön. Immer noch besser, als wenn Angela sie kriegt.

Der Streit über den CDU-Parteivorsitz schlägt jeden Kindergeburtstag um Längen. Interne Demokratie ist mühsam und muss lange geübt werden. Die CDU hat da wenig Erfahrung, wie sich gestern wieder einmal gezeigt hat. Da zoffte sich Volker Rühe mit dem schleswig-holsteinischen Landeschef Peter Kurt Würzbach, weil der ihn nicht genug im Wahlkampf unterstützt haben soll. Würzbach keilte zurück und beschwerte sich über den rüden Ton des ehemaligen Spitzenkandidaten. Rühe ist jetzt beleidigt. Er will wieder zurück nach Hamburg ziehen.

Vorher teilte er aber noch ein paar Tiefschläge an Angela Merkel aus, weil er gerade so schön in Schwung war: Die „emotionale Zuwendung“ auf Parteiveranstaltungen habe sie verdient. „Aber Gefühle können nur ein Teil des Gesamtprozesses sein“, betonte er und erinnerte damit daran, dass Frauen bekanntlich nicht denken können. Rühe wäre jeder Ministerpräsident als Parteichef lieber als die Generalsekretärin. „Ich kann integrieren, wenn ich will.“ Das hat Rühe auch noch gesagt. Aber im Augenblick will er halt nicht.

Der scheidende Parteichef Schäuble hält hingegen Integration offenbar gar nicht mehr für nötig. Er sieht in dem guten Wahlergebnis für den neuen Fraktionschef Friedrich Merz einen Beweis für die „Geschlossenheit“ der Fraktion. So viel Realitätsverlust hatte man bei ihm bisher gar nicht vermutet. Angeblich wünscht er sich übrigens Berlins Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen als seinen Nachfolger. Das zeugt nicht nur von Realitätsverlust, sondern vor allem von Rachsucht gegenüber der Partei. Ein solcher Wunsch wäre nicht christlich, Herr Schäuble.

BDI-Präsident Hans-Olaf Henkel plädiert für Angela Merkel als neue Parteichefin. Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber soll angeblich seinen Widerstand gegen die CDU-Generalsekretärin aufgegeben haben. Der niedersächische Landesvorsitzende Christian Wulff findet sie auch toll, den sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf dagegen doof. Dafür finden die CDU-Anhänger Wulff doof, wie sie n-tv in einer Umfrage erzählt haben. Das ist gemein. Wo er doch so lustig sein kann. „In Hinterzimmern lässt sich heute Personalpolitik nicht mehr machen“, hat Wulff gerade erst gesagt. Possierlich, der Kleine.