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Besser als vor der Krise

Heinrich von Pierer, Vorstandschef von Siemens, zur Bewältigung der Asienkrise, der Green-Card-Initiative und Eliten an deutschen Unis

Interview: SVEN HANSEN

taz: Ist die Asienkrise überwunden?

Heinrich von Pierer: Es muss differenziert werden: China als größtes Land war von der Asienkrise nicht so stark betroffen. Das bevölkerungsmäßig fast genauso große Indien ist auch so gut wie nicht betroffen worden, hat aber seine eigenen Probleme. Das drittgrößte Land, Indonesien, ist massiv betroffen und noch lange nicht aus der Krise heraus, was auch an den politischen Umständen liegt. Japan wiederum hat eher unter der Schwierigkeit zu leiden, mit der Globalisierung zurechtzukommen – noch mehr als Deutschland.

Welche Reformen stehen in Asien noch aus?

Die Reform des Bankwesens ist mancherorts noch nicht so durchgeführt worden, wie das notwendig ist, auch die Transparenz lässt noch zu wünschen übrig. Entscheidend sind auch Bildung und Ausbildung. Einer unserer Stärken in Deutschland ist das duale Ausbildungssystem, an dem die asiatischen Länder außerordentlich interessiert sind. Doch muss auch das Managementtraining intensiviert werden, es ist nicht nur mit technischem Verständnis getan.

Wie sind deutsche Firmen in Asien durch die Krise gekommen?

Man hat Verluste erlitten, Kredite abschreiben müssen, Projekte sind verzögert worden. Aber es hat auch Firmen gegeben, die haben die Krise genutzt, um Anteile oder ganze Gesellschaften zu kaufen. Für die deutsche Wirtschaft gilt der Satz: Wir sind in Asien, um zu bleiben. In den Medien hieß es erst, die deutschen Unternehmen haben Asien verschlafen. Dann hieß es, die Wirtschaft müsse mehr auf Menschenrechte und Sozialstandards achten und das Engagement zurücknehmen. Dann kam die Krise und es hieß, wir hätten uns zu viel engagiert in Asien. Wir haben eine langfristige Politik dort verfolgt mit großem Augenmaß und kaufmännischer Vorsicht. Deshalb stehen wir nach der Krise besser da als vorher.

Siemens hat also von der Asienkrise profitiert?

So kann man es nicht sagen, denn wir sind schon getroffen worden in unserem Wachstum in Asien, haben eine Reihe von Kreditausfällen und Abschreibungen gehabt. Das hat auch unseren vorletzten Abschluss verhagelt. Aber ich bin insgesamt mit der Entwicklung unseres Geschäfts in Asien sehr zufrieden.

Bei der Greencard-Initiative stehen Software-Entwickler aus Indien im Blickpunkt. Sehen Sie auch Bedarf für Fachkräfte aus anderen asiatischen Ländern?

Ich unterstütze den Bundeskanzler sehr bei dieser Green-Card-Aktion. Wir müssen uns hier mehr bewegen. Hier wird doch niemand ein Job weggenommen, sondern dadurch, dass wir hier solche Fachkräfte einsetzen können, werden neue Jobs in anderen Bereichen mit geschaffen. Ich verstehe, wenn die Gewerkschaften fordern, wir sollen die betriebliche Ausbildung verstärken, das haben wir als Siemens gefördert. Von unseren 2.600 Lehrlingen sind bereits 800 in den neuen Berufsfeldern. Aber es ist nicht ein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch.

Im Übrigen halte ich für einen ganz wichtigen Punkt die Internationalisierung unserer Universitäten, also das Angebot englischsprachiger Studiengänge, die Verkürzung der Studienzeiten und mehr praktischer Bezug des Studiums und damit das Anlocken der besten Studenten der Welt. In meinen Augen ist es ein großer Nachteil, dass die asiatische Elite heute zum Studium nach Amerika geht oder noch nach England wegen besonderer kolonialer Verbindungen. Um Deutschland wird fast ein Bogen gemacht. Wir müssen das unbedingt umkehren. Wir brauchen die Eliten im Land, und davor dürfen wir keine Angst haben, sondern müssen das ganz aktiv fördern.

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