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Geschichten aus der globalisierten Welt

Der „Teleglobus“ aus Stuttgart ist eine der letzten reinen Auslandsreportagen der ARD (Südwest 3, 22.30 Uhr). Das ambitionierte Programm plagen knappe Kassen und die Konkurrenz durch die zeitgleich laufenden „Tagesthemen“

STUTTGART taz ■ Auf den Schreibtischen stapeln sich Zeitungen aus aller Welt. Le Monde und der Guardian, aber auch Regionalblätter aus dem Nahen Osten sind darunter. Vor dem Fenster: grüne Wiese, schon fast ein Park. Von hier aus wird Woche für Woche einer der letzten Auslandsreportage-Sendeplätze in der ARD verwaltet: der „Teleglobus“ des Südwest-Rundfunks (SWR).

Dienstagabends um halb elf steht der politisch interessierte Fernsehzuschauer vor einer schwierigen Wahl. Ins Erste schalten, zu den „Tagesthemen“, oder ins Dritte, den „Teleglobus“ schauen. Wer sich für das Dritte entscheidet, bekommt 30 Minuten Reportage über die Hintergründe der Kriege im Kongo oder über die Angehörigen der Opfer von Pinochets Militärregime in Chile. Der „Teleglobus“ erzählt „Geschichten aus der globalisierten Welt“, sagt Roberto Sanches, der verantwortliche Redakteur.

Woche für Woche, seit 1991, werden Geschichten von Ländern außerhalb Europas gezeigt. Immer geht es dabei auch um gesellschaftliche Hintergründe, um das, was hinter der schnellen Meldung in den Nachrichten steht. Großes Augenmerk richtet die Sendung auf die Nord-Süd-Beziehungen. „Aber ohne den Oberlehrer zu spielen“, so Sanchez. Zum 50. Geburtstag Indiens gab es seine Sondersendung, es folgten Filme zur Sklaverei im Sudan und über die Tunnelmenschen von New York, die in stillgelegten U-Bahn-Schächten leben. Aber auch leichtere Geschichten finden ihren Platz: Reportagen über Fußball in Burkina Faso, das Porträt des letzten Märchenerzählers von Damaskus oder Eiskrem für den Sultan des Oman. Eben Geschichten darüber, wie der Alltag der Menschen in fast schon vergessenen Regionen dieser Welt aussieht.

Normalerweise sind nach Aufsehen erregenden Ereignissen die internationalen Fernehteams schnell weitergezogen. Und gerade dort kehrt der „Teleglobus“ ein Jahr später noch einmal zurück und sieht nach, was aus den Protagonisten von damals geworden ist. Beispielsweise in Zentralamerika, wo heute niemand mehr über die Opfer des Huricans Mitch spricht. Hintergrund braucht Distanz.

Die Reportagen sind stets monothematisch, und dabei ist es ist nicht unbedingt nötig, dass die Kamera sich dicht an die Fersen der Menschen haftet, die in den Filmen vorkommen. „Bei dieser Erzählweise“, meint Sanchez, „gehen manchmal auch Zusammenhänge verloren.“ Die Rückmeldungen sind nicht übel. „Wir bekommen regelmäßig nach den Sendungen viele Anfragen von Organisationen und Firmen, die in den Regionen, aus denen wir senden, aktiv sind“, sagt Sanchez, der auch hin und wieder von Schulen eingeladen wird und „Teleglobus“-Beiträge im Unterricht vorführt.

Doch Auslandsreportagen kosten viel Geld. Und gerade damit sind die Dritten Programme der ARD nicht gerade gesegnet. „Wir müssen sehr mit unseren Mitteln haushalten“, so Sanchez. Daher sucht der SWR Partner wie den Kulturkanal Arte oder leiert Koproduktionen mit anderen ARD-Anstalten an.

Nur: Mit dem Programmplatz parallel zu den „Tagesthemen“ ist der „Teleglobus“ schlecht bedient, peilen doch beide Sendungen ungefähr dieselben Zuschauer an. INGO MALCHER

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