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Wegman, der Mode-„Dog“matiker

Nun ist also auch die Mode bei William Wegman auf den Hund gekommen.Aber wen wundert das? Als der Konzeptkünstler Wegman in den 70er-Jahren dem Hundeleben von „Man Ray“ nachspürte und ihn abends im Bett beim gemütlichen Fernsehschauen erwischte, war ihm eines der großartigsten Bilder der jüngeren Kunst gelungen. Danach entwickelte sich seine Arbeit notwendigerweise in eine durch und durch dogmatische Richtung. Bei Wegman gab es nur noch eines, nämlich Weimaraner. Man Ray, Fay Ray, Battina, Chundo, Crooky, wie die nach der Klassikerstadt genannten Rassehunde eben alle hießen.

Schöne, monochrom graue Hunde, die man durch die Luft werfen oder in orthopädische Strümpfe stecken konnte, wobei sie immer Haltung bewahrten und stets elegante Miene zum bösen Spiel machten. Eine rasante Hundepfote in einen ebenso rasanten Schuh von Yves Saint Laurent zu stecken (unser Bild) ist für Wegmans Models die einfachste Übung. Und ebenso sicher und selbstbewusst tragen sie Helmut Lang, Alexander McQueen, Gucci und Dolce & Gabbana.

Was ihnen freilich nicht so gut steht, sind die menschlichen Arme, mit denen sie William Wegman manchmal umschließt. So viel menschliche Anatomie haben sie gar nicht nötig. Dann sehen sie wie verkleidete Kasperl aus, und das tut ihnen und der Mode nicht gut.

Angesichts Wegmans Streifzug durch die Geschichte der Modefotografie, den er mit Crooky & Co. gleich mitliefert, fragt man sich, ob es eigentlich ein Feld der Kunst und Fotografie gibt, das er nicht bearbeiten kann. Noch steht die Frage der Aktfotografie aus. Wird er hier womöglich scheitern? Wbg

William Wegman: „Modephotographien“. Mit Texten von William Wegman und Ingrid Sischy. Schirmer/Mosel Verlag, München. 88 Seiten, 78 Farbtafeln, 49,80 DM

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