: was bisher geschah ...
Wie Josef Kneifel einen sowjetischen Panzer vom Sockel holen wollte
Aus Protest gegen den Einmarsch sowjetischer Truppen in Afghanistan zündete Josef Kneifel am Abend des 9. März 1980 in Karl-Marx-Stadt eine selbst gebaute Bombe, um ein sowjetisches Panzerehrenmal vom Sockel zu sprengen. Die Bombe riss am Panzer nur einige Räder heraus, allerdings gingen sämtliche Fensterscheiben im dahinter liegenden Wohnblock zu Bruch. Kneifel, der den Anschlag vier Jahre lang akribisch mit Freunden vorbereitet hatte, führte die Tat allein aus, seine Freunde waren kurz vorher abgesprungen. Nach dem Anschlag kontrollierte die Stasi Interhotels und Autobahnauffahrten auf der Suche nach westlichen Saboteuren. Sie hielt es für ausgeschlossen, dass ein DDR-Bürger zu solch einem Anschlag in der Lage war. Monatelang suchte die Stasi vergeblich, durch Wanzen kam sie schließlich auf Kneifels Spur. Das Bezirksgericht Karl-Marx-Stadt verurteilte Josef Kneifel wegen Terrors zu lebenslanger Haft im Stasi-Gefängnis Bautzen I, wo für Kneifel im Gesonderten Kommando eine eigene Zelle gebaut wurde. Kneifel, der sich bei seinen Bewachern immer mit „Politischer Gefangener der Kommunisten“ meldete, wurde permanent isoliert und gefoltert. Im Vorfeld des Honeckerbesuchs in Bonn ließ die DDR Kneifel im August 1987 in aller Stille austauschen.
Kneifels Bombenanschlag vom 9. März 1980 blieb in der DDR-Geschichte singulär. FOTO: PETER ROGGENTHIN
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