Frauenreisebücher

In der vierten Ausgabe von 1999/2000 liegt Frauenorte überall vor. Ein Reisebuch, das wie das Reiseprojekt der Berliner Herausgeberinnen (Frauen Unterwegs – Frauen Reisen e. V.) der frauenbewegten Reisewelle der Achtzigerjahre entstammt. Es stellt 150 Übernachtungs- und Urlaubsadressen zwischen La Palma und St. Petersburg vor und gibt Tipps zu Restaurants, kulturellen Angeboten und Infotheken.

Zwei andere aktuelle Ratgeber thematisieren das Frauen-Reisen eher grundsätzlich. Vom Vergnügen, mit sich selbst zu reisen. Als Single-Frau auf Solo-Trip von Susi Piroué (Orac-Verlag, Wien 1999) ist ein so genannter Mutmacher, der frauenspezifische Hemmungen überwinden will. Die Autorin versucht den nötigen Kick zu geben, damit frau sich traut.

Allein unterwegs? von Barbara Spalinger (Kreuz-Verlag, Zürich 1997) gibt praktische Verhaltenstipps (auch für Gefahrensituationen) und Hinweise auf Veranstalterangebote. Die Autorin empfiehlt, quasi zur moralischen Unterstützung jeder unsicheren Frau, die Lektüre historischer Vorbilder.

Verkaufsträchtige Namen wie Isabelle Eberhardt Sandmeere, die früher (bei Rowohlt) in eigenen Reisereihen veröffentlicht wurden, fanden in gängigen Taschenbuchreihen ein Forum, gleichfalls moderne Abenteurerinnen wie Robyn Davidson, deren spektakulärer Erfahrungstrip durch Australien Spuren, 1982 auf Deutsch veröffentlicht, wieder aufgelegt wurde.

Als ein Kassenschlager haben sich die Liebeserlebnisse der Schweizerin Corinne Hofmann in Kenia herausgestellt. Ihr Schmöker Die weiße Massai ist jetzt auch als preiswertes Taschenbuch erschienen (Knaur-Verlag, München 2000).

Historische Reiseberichte veröffentlicht vor allem der Wiener Promedia-Verlag: Texte der ersten Weltreisenden Ida Pfeiffer, der sozialkritischen Reporterin Maria Leitner, der missionarischen Britin Isabella Bird, der Schriftstellerin Ida von Hahn-Hahn, der Archäologin Gertrude Bell, der Abenteurerin Clärenore Stinnes, der Forschungsreisenden Caecilie Seler-Sachs, der Literatin Johanna Schopenhauer, der Malerin Marie von Bunsen und der politischen Autorin Mary Edith Durham.

Das populärste Buch über viktorianische Lady Travellers schrieb die irische Journalistin Mary Russell, sein deutscher Titel: Vom Segen eines guten, festen Rocks (Scherz-Verlag, 1987).

Speziell der Orientbegeisterung deutschsprachiger „Reisendinnen“ (Hahn-Hahn) gingen Annette Deeken und Monika Bösel in ihrer Studie An den süßen Wassern Asiens (Campus-Verlag, Frankfurt/New York 1996) nach. Ihre Arbeit geriet zu einem Sittengemälde des 19. Jahrhunderts.

Einen eher allgemeinen Überblick gibt Aufbruch und Abenteuer. Frauenreisen um die Welt ab 1785, herausgegeben von Lydia Potts (Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt 1995). Die Beiträge dieses Buches gehen auf ein Projekt der Uni Oldenburg im Jahre 1986 zurück.

Die Reisen der Frauen sind gut erforscht. Auch von Männern, die sich – wie Uwe Wandrey – fragten, was emanzipierte Nordländerinnen in die Arme von Südländern treibt. Sein Bericht: Liebesfluchten – Was Frauen in den Süden zieht (Verlag Rasch und Röhrig, 1992).

Und auch das Bundesministerium für Gesundheit hakte nach, zwecks Aidsvorsorge: Aids, Sex, Tourismus – Ergebnisse einer Befragung deutscher Urlauber und Sextouristen (Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 1996).

Vergleichbar gering sind Erkenntnisse über Tourismusarbeiterinnen. Eine Pionierarbeit ist die Studie der Schweizerinnen Karin Grütter und Christine Plüss, Titel: Herrliche Aussichten! (Rotpunkt-Verlag, Basel 1996). Ihr Dossier aus Fallbeispielen, kritischen Texten und Interviews gibt Einblicke in frauenspezifische Arbeitssituationen und die Diskriminierungen, denen Frauen im Tourismus ausgesetzt sind.

Neues Zahlenmaterial zur touristischen Arbeitswelt hat eine UN-Untersuchung beigesteuert: Gender and Tourism. Women’s Employment and Participation in Tourism (Ed. Minu Hemmati, London 1999).

CHRISTEL BURGHOFF