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Echtes Spar-Konzept

■ Gewerkschaft HBV erklärt Fusion von Spar und Pro für gescheitert. 300 Kündigungen

Die vor zwei Jahren als Zukunfts-konzept gepriesene Fusion der Handelsketten „Spar“ und „Pro“ ist laut Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) „fehlgeschlagen“. 300 Pro-MitarbeiterInnen haben in diesen Tagen ihre Kündigung erhalten, weitere Verkaufsmärkte sollen geschlossen werden, und Spar-Geschäftsführer Jürgen Paswarck ist vom Konzern beurlaubt worden. Optimisch klang das Spar-Konzept noch, als die 3.150 Pro-MitarbeiterInnen im Februar 1998 auf einer Versammlung im Congress Zentrum von Paswarck begrüßt wurden. Von Expansion, neuen Arbeitsplätzen, Ausbau des Zentrallagers und die Errichtung eines Frischezentrums war die Rede. Doch die Realität sieht anders aus. „Heute arbeiten im Unternehmen nur noch 1700 Menschen in 39 Pro-Märkten und 25 Euro-Spar-Filalen,“ beklagt HBV-Sprecher Lutz Eilrich.

Lediglich 650 Pro-MitarbeiterInnen haben ihren Job in 38 privatisierten Märkten behalten und 210 MitarbeiterInnen konnten in der Schenefelder Spar-Zentrale unterkommen. Die Verwaltung in Nettelnburg wurde stattdessen dicht gemacht, das Lager Neuallermöhe stillgelegt, das Frischezentrum nie in Betrieb genommen, und 63 Pro-Märkte sind geschlossen worden.

„Wir beklagen Anspruch und Wirklichkeit von Aussagen der Spar-Unternehmensleitung“, so Eilrich. „Hausgemachter ruinöser Wettbewerb ohne Zukunftskonzepte beherrschen nach wie vor die Lebensmittelbranche“. Eilrich verlangt vom Spar-Vorstand, auf der nächsten Aufsichsratssitzung Rechenschaft abzulegen. Die Leidtragenen seien die Beschäftigten und Verbraucher: „In den Stadtteilen schließen immer mehr Nahversorger zum Nachteil der Kunden.“

Magda Schneider

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