Auf Du und Du mit dem Stadtwerder
: Häuser oder Park?

■ Anwohnerdiskussion: Kritik von allen Seiten wegen Stadtwerder-Bebauung

Bausenatorin Christine Wischer (SPD) hatte ihre eigenen Prinzipien gebrochen: Schon vor der Befassung durch die Deputation stellte sie sich vorgestern im Beirat Neustadt einer öffentlichen Diskussion über die Bebauung des Stadtwerder. Allerdings nur darüber: Jede andere Option als eine verdichtete Bebauung des Stadtwerke-Grundstücks lehnte die Senatorin unter Verweis auf den Koalitionsvertrag kategorisch ab. Neue Sympathien gewann sie daher in der Neustadt nicht. Beiräte wie interessierte Bürger forderten unisono eine offene Debatte um die Zukunft des Geländes.

Zunächst stellten viele die Frage, ob das Areal besser zur Trinkwassergewinnung genutzt werden sollte. Für den Grundstückseigner Stadtwerke Bremen AG (swb) liegt diese Option in weiter Ferne. Vorstandschef Gerhard Jochum erklärte den Versuch, Weserwasser auf dem Stadtwerder versickern zu lassen, für gescheitert. Die Untersuchungsergebnisse will er allerdings nicht publizieren.

Auf die konventionelle Wassergewinnung auf dem Stadtwerder wollen die Stadtwerke mittelfristig verzichten – trotz alarmierender Berichte über ein Absinken des Grundwasserspiegels im Halsetal, das unter anderem Bremen mit Wasser versorgt. Nur eine „strategische Reserve“ von 7.500 Quadratmetern will das Unternehmen weiterhin vorhalten, der Rest des Grundstücks soll bebaut werden. Jochum machte deutlich, dass die wirtschaftlichen Interessen der swb keine andere Möglichkeit ließen: „Entweder gibt es auf dem Gelände eine vernünftige Nutzung, oder es bleibt, wie es ist,“ machte er die Position der swb deutlich. Das Interesse der anwesenden AnwohnerInnen stand dazu deutlich im Gegensatz: Für den am dichtesten besiedelten Stadtteil forderten sie Naherholungsflächen statt weiterer Verdichtung.

Der Präsident der Architektenkammer, Wilfried Turk, mochte indes keine Empfehlungen für eine Bebauung des umstrittenen Geländes geben: „Im Moment ist noch gar kein Bedarf festzustellen. Wir brauchen zunächst eine Abwägung von öffentlichem und privatem Interesse.“ Dem Argument, Bremen müsse mit hochwertigem Wohnraumangebot auf dem Stadtwerder die abwanderungswilligen Bürger aufhalten, mochte er nicht ohne weiteres folgen: „Das sind doch junge Familien, die sich ohnehin keine teuren Stadtwohnungen leisten können.“

Mit Wischers Angebot, das Planaufstellungsverfahren mit einem runden Tisch im Ortsamt zu begleiten, war der Beirat nicht zufrieden. Das Gremium forderte dagegen einstimmig ein Moratorium der Planaufstellung, bis alle Ergebnisse über den Versuch zur Trinkwassergewinnung auf dem Stadtwerder vorliegen. Danach soll eine Bedarfsanalyse erfolgen und ein Grundsatz-Wettbewerb ausgeschrieben werden. not