: Totentanz der Bunker-Musiker
■ Die Speerspitze für die Sanierung der Musikbunker bröckelt: Die ersten Bands denken ans Aufhören / Aktionen sind passe
Der Kampf um die Sanierung der Musikbunker hat die ersten Musiker mürbe gemacht. Wie ein „Totentanz“ kommt Jens Strangmann vom Verein Bremer Musiker (VBR) die Situation vor: Von den großen Aktionen, die für die Bunkersanierung geplant waren, ist nicht viel übrig geblieben. „Es sieht so aus, als wenn alles den Bach runter geht.“
Die Resignation bei den Musikern ist groß, meint auch Bunkersprecher Joerg Bellmann: Vor dreieinhalb Monaten mussten die Bunker geräumt werden, aber noch immer gebe es keine genauen Zahlen und Konzepte. „Von der Behörde kommt zu wenig,“ kritisiert er. „Diese Hinhaltetaktik zieht die Stimmung runter.“
„Ich weiß nicht, ob die keine Musik mehr machen oder Ersatzräume gefunden haben“, fragt sich der Bunkersprecher, „aber das Interesse für die Aktionen ist weg“. Rund 150 Leute haben vor vier Wochen bei der Demonstration auf dem Marktplatz mitgemacht, „dabei hätten es eigentlich mehrere Hundert sein müssen“, klagt Strangmann. Einige Bands haben in der Tat mittlerweile Notunterkünfte bezogen, „und dann interessiert die nicht mehr, was wir machen.“
Auch untereinander liefern sich die Musiker einen Kleinkrieg: Die Akzeptanz des VBR als Mittler zwischen Behörde und Bands sinkt. „Viele Musiker haben andere Vorstellungen und gehen direkt zum Senat“, meint Strangmann: „Die Basis ist weg.“ Statt gemeinsamen Einsatz drohten jetzt Einzelkämpfe. „Nach dem Motto: Wer am lautesten schreit, kriegt was.“
Kritik gibt es vor allem an der Vorgehensweise des VBR. „Die sind dilettantisch rangegangen“, kritisiert ein Musiker, der lieber nicht genannt werden will und spricht von dusseligen und zu kurzfristigen Aktionen. Andere Bands identifizierten sich nicht mit dem VBR und wollen sich nicht bevormunden lassen.
Die Ausgangslage für die Bunkermusiker wird durch den Streit untereinander schwieriger. „Die Speerspitze fehlt“, wenn es keine gemeinsame Linie gebe – und das könnte der Behörde entgegenkommen, schätzt einer.
Unklar ist deshalb, wie es weitergeht. Möglicherweise zieht sich der VBR aus den Bunkeraktivitäten zurück. Das will der Verein nächste Woche Mittwoch diskutieren. Fest steht, dass man eine Postkarten-Aktion nach dem Motto „Haste mal 'ne Mark für den Senat“ starten will. Am ersten April soll es noch ein Musikfestival für die Bunker-Sanierung im Schlachthof geben.
Unterdessen stellt die Kulturbehörde die ersten Gelder zur Verfügung: 130.000 Mark aus Wettmitteln sollen als „Grundstock für erste Maßnahmen“ dienen. Gebraucht würde aber viel mehr, schätzt der VBR. Ein paar Ersatzräume könnten bald an der Kattenturmer Heerstraße entstehen – dort sollen ein paar Bunkerräume umfunktioniert werden. pipe
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