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Erste Veba-Fusionsopfer

220 Arbeitsplätze der Veba Oil & Gas sind vom Umzug nach London bedroht. Betriebsrat wirft Geschäftsführung Abschied von der sozialverträglichen Tradition vor

ESSEN taz ■ Die Veba-Tochter Oil & Gas (VOG) soll nach London umziehen, um dort ein internationales Kompetenzzentrum für die weltweite Suche nach Öl und Gas zu gründen. Diese Entscheidung des Mutterunternehmens Veba Oel bedroht über 220 Arbeitsplätze bei Veba Oil & Gas in Essen. In der traditionellen Heimat des Unternehmens sollen nur 20 bis 30 MitarbeiterInnen rund um die Geschäftsführung verbleiben. Sechzig VOG-Angestellte bekommen ein Angebot, mit nach London zu gehen, 150 müssen mit betriebsbedingten Kündigungen rechnen.

Erst im vergangenen Jahr war die Veba Oil & Gas aus der Deminix-AG entstanden. Die Veba Oel erhofft sich nun von der erneuten Umstrukturierung und dem Umzug nach London eine größere Nähe zu Partnerunternehmen der Branche. Dies sei nötig, „um auf dem härter werdenden Ölmarkt die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern“, sagt Veba Oel-Sprecher Jens Schreiber.

„Wir erwirtschaften jährlich Millionengewinne für den Mutterkonzern“, verteidigt ein Betriebsratsmitglied der VOG den Standort Essen. Der Umzug vernichte Arbeitsplätze, die bis Ende der Achtzigerjahre mit 2,4 Milliarden Mark Staatssubventionen gefördert wurden, um die Erdölversorgung in Deutschland zu sichern. Der Betriebsrat der Veba Oil & Gas lehnt die Betriebsverlagerung nach London deshalb grundsätzlich ab. Mit dem Umzug und den daraus resultierenden Kündigungen verabschiede sich der Veba-Konzern von seiner sozialverträglichen Tradition. Die Entscheidung über die Entlassungen sei nur wenige Tage vor Ablauf des zwölfmonatigen Bestandsschutzes für die MitarbeiterInnen nach dem Betriebsübergang von der Deminix in die Veba Oil & Gas bekannt geworden.

Die VOG-MitarbeiterInnen bezeichnen sich als „erste Opfer der Fusion“ mit dem Energiekonzern Viag (München). Da das gewinnsprudelnde Ölgeschäft nicht mehr als Kernbereich des fusionierten Unternehmens betrachtet werde, sei zu befürchten, dass die Veba Oil & Gas, „verkaufsfertig“ gemacht werde, um die Fusion zu beschleunigen. Schreiber widerspricht diesen Überlegungen: „Mit der Fusion hat die Betriebsverlagerung nichts zu tun.“

Betriebsrat und Geschäftsführung warfen sich gestern gegenseitig vor, die Gespräche über einen Sozialplan abgebrochen zu haben. Ähnlich unklar ist derzeit, ob den MitarbeiterInnen aufgrund einer Unternehmensverlagerung ins Ausland überhaupt gekündigt werden darf.

KATJA TRIPPEL

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