piwik no script img

Schoko nicht mehr in Butter

Das Europäische Parlament zerstört das Reinheitsgebot für Schokolade: Jetzt darf der Verbraucher Borneotalg und Palmöl schlucken. Das freut die Schokomultis und ärgert die Kleinunternehmen

BRÜSSEL taz ■ Schon länger hat der Schokohase sein Päckchen zu tragen: Als umgegossener Weihnachtsmann gilt er als Symbol für eine traditionslose, ja gottlose Zeit. Seit gestern muss er sich auch noch sagen lassen, er sei aus Borneotalg und schuld daran, wenn die Kakaopflanzer an der Elfenbeinküste ihre Kinder nicht mehr zur Schule schicken können. In leidenschaftlicher Debatte fochten die Abgeordneten am Dienstag im Europaparlament für ihre nationalen Schokoladenrezepte und gegen die Interessen der Schokomultis.

Bei der Abstimmung folgte gestern die Ernüchterung: Die Mehrheit will nach zweijährigen Debatten endlich einheitliche Verhältnisse in Euro-Schoko-Land. Für den Verbraucher heißt das: Bis zu fünf Prozent der Kakaomasse dürfen künftig aus anderen Fetten als Kakaobutter bestehen. Am Geschmack ändert das nichts, räumen selbst hoch spezialisierte belgische Chocolatiers mit ganz feiner Zunge ein.

Sie sorgen sich aber vor dem Präzedenzeffekt. Fünf Prozent seien nur der Anfang – am Ende werde man selbst Kaugummi als Schokolade verkaufen. Anlass zur Sorge gibt auch die Auswirkung auf die Herstellerländer: Schon jetzt leiden sie unter dem extremem Preisverfall für Kakaoprodukte. Und die Ersatzstoffe sind noch billiger.

DANIELA WEINGÄRTNER

brennpunkt SEITE 6

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen