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Entschädigung auch für Roma

Zentralrats-Chef beharrt auf Gleichbehandlung aller NS-Zwangsarbeiter. Junge Abgeordnete fordern Beteiligung sämtlicher deutscher Unternehmen am Fonds

BONN/BERLIN dpa/epd/ap ■ Eine gleichberechtigte Berücksichtigung bei der Entschädigung ehemaliger NS-Zwangsarbeiter haben die deutschen Sinti und Roma gefordert. Bei der Verteilung der Mittel müsse sichergestellt werden, dass die berechtigten Ansprüche von Sinti und Roma ebenso erfüllt werden wie die von jüdischen Antragstellern, sagte Romani Rose. Der Vorsitzende des Zentralrats der Sinti und Roma forderte vom Sonderbeauftragten der Bundesregierung, Otto Graf Lambsdorff, sofort eine Stelle einzurichten, bei der bereits jetzt Anträge auf Entschädigung eingereicht werden können. Lambsdorff wolle die Forderung prüfen, so Rose.

Unterdessen hat sich eine Gruppe junger Koalitionsabgeordneter für die Beteiligung aller deutschen Unternehmen an der Stiftungsinitiative zur Entschädigung der NS-Zwangsarbeiter ausgesprochen. Die Abgeordneten legten gestern einen Entschließungsantrag vor, in dem sie an alle Firmen appellieren, sich ihrer moralischen Gesamtverantwortung zu stellen, „ungeachtet, ob sie bereits während der Nazizeit existiert haben oder erst nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet wurden“.

In Wien haben Vertreter ungarischer Zwangsarbeiter eine Fünfpunkteliste mit Forderungen vorgelegt, die sie für die Entschädigung als unabdingbar betrachten. Unter anderem soll die österreichische Regierung binnen 30 Tagen Verhandlungen mit Opfervertretern aufnehmen und die Industrie Verhandlungsbevollmächtigte benennen. Ferner sollen alle Ansprüche aus Sklavenarbeit, Zwangsarbeit und landwirtschaftlicher Zwangsarbeit gemeinsam verhandelt werden und bis zum 1. September die Grundlage für die Zahlungen geschaffen sein.

Lambsdorff erklärte derweil gegenüber der polnischen Rzeczpospolita, die Bundesregierung sehe keine Chance, den Entschädigungsfonds aufzustocken. Er bezeichnete 8,1 Milliarden Mark für die direkt Betroffenen als Maximum. Nächste Woche wird in Berlin weiter über die Aufteilung der 10 Milliarden Mark verhandelt.

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