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Ade, Guten-Abend-Ticket

Neues Preissystem bei der Bahn: Fernreisen werden günstiger, regionale aber nicht

BERLIN taz ■ Wer heute eine Zugfahrkarte am Schalter kaufen will, muss sich eine Reihe Fragen gefallen lassen: Will man vor oder nach 19 Uhr fahren, in der Woche oder am Wochenende, liegt zwischen Hin- und Rückfahrt ein Sonntag oder nicht? Trotzdem gibt es bislang keine Gewähr, auch tatsächlich die preislich wie persönlich günstigste Variante zu finden – zu undurchdringlich ist das Tarifgebüsch der Bahn.

Das soll anders werden, hat Bahnchef Hartmut Mehdorn zu Beginn seiner Amtszeit erklärt. Herausgekommen ist offenbar ein übersichtliches neues Preissystem, von dem vor allem Fernreisende profitieren. Eingeführt werden soll es ab dem Jahr 2001. Wie der Vorsitzende des Fahrgastverbandes Pro Bahn, Karl-Peter Naumann, gestern bestätigte, soll unter den bislang mehr als 40 Sonderangeboten rigoros aufgeräumt werden: Super-Sparpreis und Guten-Abend-Ticket entfallen, nur die Bahncard bleibt erhalten und bringt künftig auch bei Sonderfahrkarten eine 50-prozentige Ermäßigung.

Im Gegenzug soll die reguläre Fahrkarte billiger werden – und zwar umso mehr, je weiter die Reise geht. Damit stünden sich vor allem Reisende in ICEs, ICs und ECs künftig günstiger. Möglicherweise werden auch frühzeitige Buchungen belohnt. Ebenfalls im Gespräch sein soll eine Kooperation mit der Lufthansa: Vielflieger sollen kostenlose Bahnfahrten erhalten, Vielfahrer kostenlose Flüge.

Einem Bericht der Süddeutschen Zeitung zufolge ist ein „Grundpreis neu“ geplant, der durch drei abgestufte Sonderpreise ergänzt wird. Tarife im Regionalverkehr seien jedoch nicht betroffen. Durch die Änderungen verspreche Mehdorn sich Mehreinnahmen von 300 Millionen Mark im Jahr, die vor allem im Fernverkehr zusammenkommen sollen – durch höhere Fahrgastzahlen.

Spielraum besteht: Bislang rechnet die Bahn mit einer Auslastung im Fernverkehr von lediglich 32 Prozent. bw

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