: Mehr Weg für Einweg
■ Minimüll: Zwangspfand für Einweg-Verpackungen bedroht Mehrweg-Systeme
Ein Zwangspfand für Getränke-Dosen oder -Kartons könnte der Mehrweg-Flasche den Garaus machen, befürchtet der Hamburger Umweltverein Minimüll. Die Rücknahme von Einweg-Verpa-ckungen wäre für den Handel güns-tiger als die von Mehrweg-Flaschen oder -Gläsern, prognostiziert Minimüll-Geschäftsführerin Dagmar Linke. Falls das Zwangspfand eingeführt werde, würde sich daher das Einweg-System durchsetzen.
Das Zwangspfand für Einweg-Verpackungen droht, weil Dosen und Tetra-Paks seit Jahren immer größere Marktanteile erreichen. 1997 sank der Anteil der Mehrweg-Flaschen zum ersten Mal unter die in der Verpackungsverordnung vorgeschriebene Quote von 72 Prozent auf 71,33 Prozent. 1998 waren es nur noch 70,13 Prozent. Sollten sich die Daten bei der laufenden Überprüfung als korrekt erweisen, droht ein Zwangspfand von mindestens 50 Pfennigen auf Einweg-Verpackungen.
Minimüll erwartet, dass eine solche Verordnung die Mehrweg-Quote weiter drücken würde, statt sie zu stabilisieren. Denn die Rücknahme von Einweg-Verpackungen wäre für die Läden lohnender als die Annahme von Mehrweg-Flaschen: Die zurückgegebenen Tetra-Paks und Dosen würden komprimiert und benötigten somit weniger Lagerfläche als Mehrweg-Flaschen.
Paul Schmid vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Hamburg befürchtet außerdem, dass ein Zwangspfand die Einweg-Verpackungen nicht dezimieren, sondern vielmehr legitimieren könnte, weil der ökologische Unterschied zu Mehrweg-Systemen verwischt würde. „Die Dose erfährt dadurch eher eine Aufwertung“, sagt Schmid.
Der BUND hätte deshalb wie Minimüll eine Steuer auf Einweg-Verpackungen vorgezogen. „Wenn sie das Geld nicht zurückkriegen, kaufen die Leute keine Dosen“, glaubt Schmid. Das Zwangspfand dagegen mache zwar die Stadt sauberer, helfe jedoch nicht, die Dosenflut einzudämmen. Der Einzelhandelsverband (EHV) Hamburg ist derzeit noch dabei, sich eine Meinung zum Thema Steuer oder Pfand zu bilden. knö
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen