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Auswahl als Tugend

■ GAL zu Künasts und Kuhns Kampfkandidaturen um grüne Parteispitze

Nur zurückhaltend kommentieren Hamburger Spitzengrüne die gestern angekündigten Kampfkandidaturen für den Parteivorstand. Die Bewerbungen der Berliner Fraktionschefin Renate Künast und ihres baden-württembergischen Amtskollegen Fritz Kuhn (siehe Seite 1) seien „Zeichen dafür, dass Parteiämter ernst genommen werden“, glaubt Kordula Leites, Landesvorstandssprecherin der GAL.

Sie hält beide für die Posten als ParteichefInnen „genauso geeignet“ wie Amtsinhaberin Antje Radcke. Die ehemalige Hamburger Parteichefin, die im November 1998 an die Bundesspitze wechselte, hat ihre Kandidatur für eine weitere Amtsperiode bereits frühzeitig angekündigt.

Auch Leites' Sprecherkollege Peter Schaar findet „Auswahl gut“. Es „wertet das Amt auf, wenn sich drei geeignete Personen darum bemühen“, findet Schaar, und das „trotz schlechter Rahmenbedingungen“. Denn Künast und Kuhn müssen, sollten sie auf dem grünen Bundesparteitag am 23./24. Juni in Münster gewählt werden, ihre Landtagsmandate niederlegen. Schaar möchte erklärtermaßen das grüne Prinzip der Trennung von Amt und Mandat aufheben.

Diese Frage steht auch auf der Mitgliederversammlung (MV) der GAL am 9. April auf der Tagesordnung. Bei der Diskussion dieses Themas werde aber, glauben Leites wie Schaar, das Postengerangel im Bundesvorstand „höchstens am Rande eine Rolle spielen“.

„Selbstverständlich ist Antje Radcke eine gute Parteisprecherin“, sagt GAL-Bürgerschaftsfraktionschefin Antje Möller. Dass es nun weitere KandidatInnen gibt, sei „aber natürlich in Ordnung“. Eine Bestätigung für den heimlichen Parteichef Joschka Fischer, als dessen Favoriten Künast und Kuhn gelten, sieht sie nicht: „In der grünen Partei entscheidet nicht eine einzelne Person.“

Von der GAL-MV erhofft sich Möller eine Stärkung derjenigen, welche die Trennung von Amt und Mandat beibehalten wollen. Wichtig sei zudem, die Sprecherpositionen in Hamburg „attraktiver zu machen“, um Mandatsträger eher dazu bewegen zu können, Parteiämter zu übernehmen. smv

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