: 60 Zeilen Same Old Story
„Böse Männer kommen in jedes Bett“, behaupten die Autorinnen Ingrid Jenckel und Angela Voß
Klingt viel versprechend: „Böse Männer kommen in jedes Bett.“ Trifft man hier mal auf den Lobgesang jenes attraktiven, allerdings auch egoistischen Typen, den frau sich ruhig mal gönnen sollte? Schließlich sucht frau keineswegs jeden Tag den Mann ihres Lebens. Und da wäre er doch des Beifalls würdig, der böse Gleichgesinnte, den eine nur kurze Bekanntschaft nicht kränkt.
Doch leider, leider, so wie ihn Ingrid Jenckel und Angela Voß charakterisieren, gibt’s am bösen Mann auch gar nichts zu loben. Denn schlicht ein Teufel und auf ewiger Rachetour wider die Mutter in der Frau, taugt er noch nicht mal für die schnelle Nummer. Erst wenn er sich absolut sicher ist, dass die Frau das Höchste von ihm erwartet und das Tiefste für ihn empfindet, ist er bereit, eine intime Beziehung einzugehen. Dann schlägt er übel zu. Der böse Mann erwählt die Frau, wenn auch nur als Opfer. Dass er sich ihr dann entzieht, zählt eher zu den Kleinigkeiten. Richtig schön wird es für ihn, wenn er seine Auserkorene in aller Öffentlichkeit demütigen kann. Dass J. F. Kennedy ein böser Mann war, der Jackie öffentlich als flachbrüstig schmähte und Marilyn in den Wahnsinn trieb, ist keine Überraschung. Eher schon, dass Jackie dann gleich wieder einen Bösen wollte. Das war dann Onassis, der mit dieser Heirat nicht zuletzt die Callas fertig machen wollte.
Die Fallbeispiele, zu denen auch Albert Einstein und Jean-Paul Sartre zählen, sind noch das Interessanteste an dem Buch. Was es aber so schrecklich ermüdend macht, ist die Erklärung der Autorinnen, warum der böse Mann überhaupt in jedem Bett landet: weil natürlich alle Frauen Masochistinnen sind. „Böse Männer“ darf unbesehen in die Regalmeter „Wenn Frauen zu sehr lieben“ zurückgestellt werden. wbg
Ingrid Jenckel, Angela Voß: „Böse Männer kommen in jedes Bett“. Verlag Marion von Schröder, München 2000, 244 Seiten, 29,90 DM
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