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DAIMLERCHRSYLER MIT MITSUBISHI, VW UND SCANIAWenige kontrollieren die Weltwirtschaft

Es wird immer übersichtlicher auf dem Automarkt: Gestern gaben DaimlerChrysler und Mitsubishi ihre Allianz bekannt, und VW ist bei der schwedischen Scania zum Zug gekommen.

Leider gibt es beim lustigen Verteilen ein paar Verlierer. Denn die einst hoffnungsvollen Autobauer in Asien sind unter die Räder gekommen. Einzig Toyota und Honda sind noch nicht von US- oder EU-Firmen übernommen worden. Und die Newcomer in Korea sind sowieso pleite oder praktisch verkauft – für Beträge, die bei heutigen Fusionen als Portogelder gelten können.

Noch vor wenigen Jahren hätte jeder Experte gelacht, wenn ihm jemand diese Konstellation vorausgesagt hätte. Vor allem die Japaner waren jahrzehntelang der Schrecken der Branche. Doch der Umsatzeinbruch durch die Asien-Krise hat sie schwer getroffen. Sie reagierten nicht schnell und gnadenlos genug: Weil sie nicht sofort massiv Leute entließen, kippten die schmalen Gewinnmargen weg. Zudem konnten die asiatischen Hersteller ihren Kostenvorsprung nicht halten: Selbst die viel geschmähten und stark gewerkschaftlich organisierten Arbeiter in Frankreich und Deutschland produzieren inzwischen rationell.

Nun bleiben also General Motors, Ford, DaimlerChrysler und vielleicht noch VW, Renault/Nissan und Toyota als große weltweite Autokonzerne. Der Rest wird auf lange Sicht aufgeben oder lukrative Nischen besetzen. Damit geht dieser riesige Sektor der Weltwirtschaft den Weg der Ölkonzerne: Wenige kontrollieren die essenziellen Industrien der modernen Gesellschaften. Ob das Macht mit Gestaltungsspielraum ist oder ob selbst moderne Helden à la Jürgen Schrempp nur wie Hamster im Laufrad des globalen Wettbewerbs strampeln, ist nach wie vor unklar. Eines aber ist sicher: Wenn die Automanager eine Fehlentscheidung treffen und ihren Konzern an die Wand fahren, sind weltweit Millionen von Menschen betroffen – Angestellte ebenso wie Angehörige oder Zulieferer. Von einem nachhaltigen, vielfältigen und flexiblen Wirtschaftssystem ist dieser Zustand weit entfernt und deshalb äußerst fragwürdig. REINER METZGER

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