Hamburg - Berlin: Deutschlands schnellste Schiene

■ Bahnchef Mehdorn und Bürgermeister Runde ertüchtigen ICE und S-Bahn

Die Herren waren frohgemut, als sie mit bahntypischer Verspätung von 25 Minuten im Senatsgehege des Rathauses vor die Presse traten. Denn Bürgermeister Ortwin Runde (SPD) und Bahnchef Hartmut Mehdorn hatten mehr als nur nebulöse Absichtserklärungen zu verkünden. Gleich nach dem Ende der EXPO in Hannover im Oktober werde mit der „schrittweisen Ertüchtigung“ der ICE-Verbindung zwischen Hamburg und Berlin begonnen, versprach Mehdorn.

Modernere Züge und Fahrplanverbesserungen wie ein Nacht-ICE pro Richtung um etwa 22 Uhr seien der erste Schritt, bereits in zwei Jahren werde eine Reisedauer von zwei Stunden erreicht. Der Endpunkt werde eine Fahrzeit von 93 Minuten im Jahr 2004 sein: „Dann ist Hamburg - Berlin die schnellste Schienenverbindung Deutschlands“, rechnete der Bahnchef vor. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 178 km/h und einem Spitzentempo von 230 km/h würde der ICE „gut eine Stunde schneller sein als das Auto“.

Runde zeigte sich über „dieses attraktive Angebot sehr erfreut“. Den „schnellstmöglichen“ Ausbau der Strecke über Büchen und Wittenberge hält er für gesichert. Die Bundesregierung habe die dafür erforderlichen rund 1,35 Milliarden Mark zugesagt; die Mittel sollen aus dem 6,1 Milliarden Mark schweren Topf kommen, der lange Jahre für den Bau des Transrapid vorgesehen war. Nach dem Anfang Februar verkündeten Aus für die Magnetstrecke kann dieses Geld nun sinnvoll eingesetzt werden.

Die Beseitigung von Engpässen auf den Strecken nach Lübeck und Skandinavien stehe ebenfalls auf der Tagesordnung, so Bürgermeis-ter und Bahnchef. Das gelte für den Personen- wie auch den Güterverkehr, erst recht nach Fertigstellung der dänisch-schwedischen Öresundverbindung im Sommer kommenden Jahres. „Da müssen wir jetzt unsere Hausaufgaben machen“, räumte Mehdorn ein.

Auch für die Hamburger S-Bahn sagte er weitere Verbesserungen zu. Deren „sternförmige Ausdehnung ins Umland“ sei die „richtige Antwort“ auf die Pendlerstaus. Als erste Maßnahme steht die Verlängerung der S-Bahn über Buxtehude nach Stade an. „Die Planungen laufen bereits“, so Mehdorn. Für den Sommer sei ein weiteres Treffen mit dem Senat ins Auge gefasst, „um Konkretisierungen zu besprechen“. Ihm sei viel daran gelegen, dass die Bahn „ein guter Partner für Hamburg wird“.

Die improvisierte Pressekonferenz im Stehen dauerte nur 17 Minuten. Dann musste Mehdorn zum Hauptbahnhof eilen, um seinen Zug zu bekommen. „Die Bahn“, begründete Runde den abrupten Aufbruch, „ist ja immer so pünktlich.“ Sven-Michael Veit