: Kein Mahnmal?
Plötzlich ist die Gedenkstätte „Topographie des Terrors“ den Berliner Haushältern viel zu teuer
BERLIN taz ■ Der „Topographie des Terrors“, nach dem geplanten Holocaust-Mahnmal das zweite renommierte Bauvorhaben einer NS-Gedenkstätte in Berlin, droht das Aus. Nach wochenlangen Querelen um die Finanzierung des ursprünglich 36 Millionen Mark teuren Dokumentationszentrums stoppte der parlamentarische Hauptausschuss des Senats gestern den Baufortgang. Alle weiteren Ausgaben für das Projekt sind damit gesperrt, der Bauverwaltung, Bauherrin der Topographie des Terrors, wurde untersagt, neue Aufträge für das Projekt zu vergeben.
Die Haushälter des Landes sind nicht mehr bereit, die zunächst auf 36 Millionen, dann auf 45 Millionen und schließlich auf über 70 Millionen Mark veranschlagten Kosten für die Gedenkstätte mitzutragen. Ihre ablehnende Haltung richtet sich gegen den Schweizer Architekten Peter Zumthor und Bausenator Peter Strieder (SPD), die bisher keine exakte Kalkulation des komplizierten Bauwerks vorlegen konnten.
Nach den Plänen Zumthors ist vorgesehen, das Dokumentationszentrum Topographie des Terrors als schmalen, langen Riegel auf dem Areal des einstigen Gestapo-Hauptquartiers in der Nachbarschaft des Landtags zu realisieren. Das Ausstellungsgebäude soll in einer fragilen Stabwerks-Betonkonstruktion hergestellt werden, für die es bis heute keine Vorbilder gibt.
Seit zwei Jahren verzögert sich der Rohbau, da die von der Bauverwaltung beauftragten Betonfirmen die dünnen Betonstäbe in mühsamen Experimenten erst entwickeln mussten. Zur Vermeidung weiterer Risiken wollte die Bauverwaltung ein gemeinsames Konzept mit dem Architekten erarbeiten, das auch „Alternativen bei der Konstruktion“ und beim Material beinhaltet, sagte Strieder.
Den Haushältern ist diese Zusage zu wenig. „Das Finanzgremium hat den Haushaltstitel gesperrt“, sagte gestern der haushaltspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Burkhard Müller- Schoenau. Die Vorlage aus der Bauverwaltung für das Projekt sei unzureichend gewesen. Unterstützung erhalten die Grünen dabei von der PDS und der CDU, die im Verdacht steht, die Gedenkstätte insgesamt verhindern zu wollen.
Die Senatsbauverwaltung sei nicht in der Lage gewesen, die Handlungsalternativen Weiterbau, Umplanung oder Neukonzeption darzustellen und finanziell zu bewerten, begründete der haushaltspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Alexander Kaczmarek, die Entscheidung. Die PDS-Fraktion bezeichnete den Beschluss des Haushaltsausschusses als „Konsequenz einer in allen Bereichen unzulänglichen Vorlage“ der Senatsverwaltung. Die SPD dagegen will an der Zumthor-Planung auf jeden Fall festhalten. ROLF LAUTENSCHLÄGER
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