Eine strebsame Rebellin

Die deutsche Basketballerin Linda Fröhlich kam nach Las Vegas, brachte ihrem neuen Team jede Menge Siege in der College-Liga und steuert zielstrebig eine Profikarriere in der WNBA an

aus Las Vegas THORSTEN SCHABELON

Eigentlich ist sie eine strebsame Studentin mit guten Noten. Doch wenn Linda Fröhlich das Parkett unter den Körben betritt, entpuppt sich die 21 Jahre alte deutsche Basketballerin als wahre „Lady Rebel“. „Fraulein Frolic“, wie die Amerikaner ihren Import nennen, punktet, pflückt Rebounds, und wenn sie ihren Gegnerinnen in der Collegeliga den Ball nicht stehlen kann, blockt sie einfach deren Schüsse.

Mit ihrer Vielseitigkeit hat sie das traditionsreiche und ehemals erfolgreiche Frauenteam der University of Las Vegas (UNLV) wieder auf die Erfolgsstraße geführt. Hatten die braven „Lady Rebels“ in den drei Jahren vor der Ankunft der 1, 88 Meter großen Flügelspielerin ganze zwölf von 79 Spielen gewonnen, gelangen in der ersten Saison mit Fröhlich, deren Name aus dem Mund der umlautlosen Amerikanern stark nach einem bekannten Hundefutter klingt, siebzehn Siege in 28 Spielen. Postwendend wurde die UNLV zur am meisten verbesserten Mannschaft unter den 315 Teams der höchsten NCAA-Division gewählt. „Sie kam einfach und übernahm das Ruder“, sagt ein begeisterter Jerry Koloskie, Sportdirektor der UNLV.

Frauen-Basketball ist plötzlich wieder das Coolste in der Wüste rund um Las Vegas. Welchen Einfluss die aus dem niedersächsischen Oldendorf stammende Linda Fröhlich auf die Entwicklung der UNLV hat, beweisen die in den USA heiß geliebten Statistiken: Sie führt ihre Mannschaft bei den erzielten Punkten, den Rebounds, den Steals und den Blocks an. Mit fast 22 Punkten pro Spiel platzierte sie sich landesweit auf dem 4. Platz der Scorerliste, ihre 11,5 Rebounds reichten für den 9. Rang. Im vergangenen Jahr wurde sie vom renommierten Women’s Basketball Journal zum besten College-Neuling (Freshman) der Nation gewählt, ein Novum für eine Nicht-Amerikanerin. Dieses Jahr wurde sie für das „All America Team“ der besten Collegespielerinnen nominiert.

Trotz der hohen Auszeichnungen – unter anderem wurden Andre Agassi und sie vom Las Vegas Review-Journal zu den Sportlern des Jahres der Millionenstadt gekürt – zeigt sie keine Starallüren. „Ich liebe noch immer meinen kleinen Faustball-Pokal vom TuS Oldendorf“, sagt sie. Die Basketballerin weiß die dank ihres Sportstipendiums kostenlose Universitätsausbildung als Absicherung zu schätzen, „die mir im Falle einer Verletzung zugute kommt“. Für fleißige Studentinnen haben sich die Amerikaner auch hier gleich eine Auszeichnung ausgedacht: Wegen ihrer guten Durchschnittsnoten wurde Linda Fröhlich in das „Third Academic All-America Team“ berufen.

Die Frauen-Profiliga WNBA bleibt allerdings neben dem angestrebtem Studienabschluss in zwei Jahren ihr Ziel. Deshalb der Wechsel in die USA, bis zu dem sich Parallelen mit Dirk Nowitzki abzeichneten. Wie der jetzige NBA-Profi einst in Würzburg, blieb sie trotz besserer Angebote lange bei einem Zweitligisten, dem SC Rist Wedel. Um Athletik und aggressive Defense zu schulen, ging es in die USA.

Mit ihrer College-Trainerin Regina Miller, die früher das Frauen-Nationalteam der USA als Co-Trainerin betreute, ist sie bei einer hervorragenden Individualtrainerin gelandet. Und die „Lady Rebels“ garantieren ihrer Führungsspielerin viel Spielzeit. In der abgelaufenen Saison durfte Linda von 40 Spielminuten gerade zweieinhalb pro Begegnung auf der Bank verschnaufen. Durch ihre konstanten Erfolge ist man auch in „Good Old Germany“ wieder auf die Rebellin aufmerksam geworden. Stand sie bis dato nur im erweiterten Kader des Nationalteams, gesteht ihr Trainer Bernd Motte in seinen künftigen Planungen „eine wesentliche Rolle“ zu. DBB-Sportdirektor Wolfgang Brenscheidt reiste sogar in die USA, um die Spielerin für die EM-Qualifikationsspiele im November loszueisen. „Okay“ verlautete es aus Las Vegas. Trotz Saisonbeginn und Uni-Vorlesungen darf der Star der UNLV an zwei der drei Qualifikationsspiele teilnehmen.

Nationalmannschaft, hervorragende Statistiken, fehlt nur die Erfüllung ihres direkten sportlichen Ziels, die „Lady Rebels“ in das NCAA-Turnier der 64 besten Collegemannschaften zu führen. Trotz hoher Erwartungen blieb diese Nominierung in diesem Jahr abermals aus.