: Inder für die CDU
Programmierte ein Inder Rüttgers’ Computer? „Schmutzwahlkampf!“ meint ein CDU-Sprecher
BERLIN taz ■ Setzt die CDU in Nordrhein-Westfalen bei ihrer Postkartenaktion gegen die Green Card selbst auf jene Experten, die sie aus Deutschland fern halten will – auf „Computer-Inder“? SPD-Fraktionschef Peter Struck hielt dem CDU-Wahlkämpfer Jürgen Rüttgers gestern im Bundestag vor: „Mit einer Datenbank, die ein Inder namens Umang Gupta entwickelt hat“, werte die CDU in NRW die Daten ihrer Postkartenaktion aus.
Empört dementierte die Landeszentrale der Union die Behauptung: „Die nordrhein-westfälische CDU setzt kein von einem Inder geschriebenes Programm ein, um die CDU-Postkarten-Aktion ,Mehr Ausbildung statt mehr Einwanderung‘ auszuwerten“, ließ Generalsekretär Herbert Reul schriftlich verbreiten. Strucks Äußerungen seien „eine glatte Lüge“ und Teil eines „Schmutzwahlkampfs“.
Frei erfunden hatte Peter Struck die Geschichte des Inders Umang Gupta indes nicht. Der Computer-Informationsdienst „Heise online“ hatte schon vorigen Freitag berichtet, dass die CDU so genannte SQL-Datenbanken verwende. Deren Erfinder, Umang Gupta, stamme aus dem indischen Bangalore. Bei „Heise online“ hielt man gestern an der heißen Meldung fest. Redakteur Jürgen Kury findet es „absolut unwahrscheinlich“, dass ausgerechnet die CDU nicht mit SQL arbeite. Kaum eine große Datenbank komme ohne die „Structured Query Language“ aus.
Allerdings setzt die CDU in NRW offenbar lieber auf Handarbeit als eine Datenbank, um die Postkarten auszuwerten. Praktikanten würden die Zettel per Hand sortieren und Strichlisten anlegen, sagte gestern ein Sprecher der taz. Das gehe viel schneller, als die Daten mühsam in einen Computer zu tippen.
Umang Gupta kann die Arbeitsweise der CDU in Düsseldorf egal sein. Auch das Ende der deutschen Green-Card-Debatte braucht er nicht abzuwarten. Nach seinem Studium in Kanpur ging er schnurstracks in die USA. Heute ist er Chef des führenden Internet-Unternehmens „Keynote Systems“ im Silicon Valley.
ASTRID GEISLER
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