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Verhandlungen ergebnislos

Treffen korsischer Abgeordneter mit Frankreichs Premier Jospin erfolglos abgebrochen. „Ein solches Treffen kann gefährlich sein“

PARIS taz ■ Beinahe sieben Stunden saßen Vertreter der korsischen Territorialversammlung am Donnerstagabend mit Frankreichs Premier Lionel Jospin zusammen. Die Erwartungen der Insulaner waren hoch – in einigen Fällen reichten sie bis zum Einstieg in den Ausstieg aus Frankreich. Doch am Ende dieses zweiten als „historisch“ angekündigten Treffens, bei dem Jospin Lösungen für die Dauerprobleme Korsikas liefern wollte, kam – außer zwei neuen Arbeitsgruppen – nichts heraus.

„Es war ein langer und unangenehmer Tag“, fasste Paul Quastana von Corsica Nazione zusammen. Sein Kollege Jean-Guy Talamoni fügte hinzu: „Ein solches Treffen kann gefährlich sein.“ Unausgesprochen ließen beide mitklingen, die korsischen Untergrundkämpfer, die seit vergangenem Dezember die Waffen schweigen lassen, könnten jederzeit wieder in Aktion treten.

Premier Jospin, der die korsischen Abgeordneten beauftragt hatte, gemeinsam Auswege aus der Situation auf der Insel zu erarbeiten, stellte im Anschluss an das Treffen fest, dass sie diesen Auftrag nicht wirklich erfüllt haben. Einen Konsens in der Territorialversammlung gebe es lediglich in zwei Punkten: Alle beteiligten wollten die „korsische Identität“ und eine demokratische Gesellschaft. Alles weitere aber sei umstritten. Die Mehrheit, die im Inselparlament für eine lediglich leicht erweiterte Dezentralisierung gestimmt hatte, nannte er „ausgesprochen schmal“. Und ein Referendum über die institutionelle Zukunft Korsikas, wie es eine Minderheit der Korsen verlangt, lehnt er mit Hinweis auf die Verfassung ab.

Tatsächlich war die Mehrheit aus Kommunisten, einigen Sozialdemokraten und Sozialisten sowie der Neogaullisten, die sich im März im Inselparlament gegen Autonomisten und Nationalisten durchgesetzt hat, hauchdünn. Hinzu kommt, dass die Modelle beider Seiten in entscheidenden Punkten nebulös blieben. So hatten es die Nationalisten sorgfältig vermieden, die Begriffe „Unabhängigkeit“ und „Selbstbestimmung“ zu benutzen. Und die andere Seite drückte sich davor, offen den Verbleib bei Frankreich zu fordern.

Statt der Territorialversammlung sollen jetzt zwei Kommissionen wirtschaftliche und soziale Perspektiven einerseits und „institutionelle“ andererseits für die korsische Zukunft erarbeiten. Jospin beauftragte sie, „möglichst bis zum Sommer“ Ergebnisse vorzulegen. Der Berg hat gekreißt und eine Maus geboren“, spottete der Sprecher der neogaullistischen RPR, Patrick Devedjian. DOROTHEA HAHN

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