: „FAZ“-Funk für kluge Ohren
BERLIN taz ■ Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) steigt jetzt massiv ins deutsche Radiogeschäft ein. Wer jetzt allerdings eine privat-konservative Konkurrenz zu Deutschlandfunk und DeutschlandRadio befürchtet, sei beruhigt: Wenn sich Medien in einer anderen Sparte des Geschäfts tummeln, ist ein wenig Niveauverlust meist unvermeidbar.
So auch hier: Über ihr Verlagshaus will die Zeitung mit den klugen Köpfen 85 Prozent des verlustmachenden Berliner Nachrichtenradios berlin aktuell 93.6 von der Metromedia-Gruppe übernehmen. Wie das seriöse Mutterhaus mit seiner nicht wirklich FAZ-Standards entsprechenden neuen Radiotochter glücklich werden will, deutet sich bereits an: Die Station soll Vorbote eines neuen N 24-Radios sein, das passend zum TV-Nachrichtensender etabliert werden könnte. Vom im Januar gestarteten Kirch-Kanal gehört dem FAZ-Verlag schon ein gutes Viertel (25,1 Prozent der Anteile). Bisher ist N 24 allerdings nur über Satellit und in einigen wenigen Kabelnetzen zu empfangen, während der ebenso börsenfixierte Hauptkonkurrent n-tv fast flächendeckend in die TV-Haushalte und Büros der Republik strömt.
Über die FAZ-Radio-Connection könnte sich hier bald ein interessanter Zusammenhang ergeben: Denn nach einem Bericht des Fachblattes Kontakter will die FAZ auch die Radio-Firma AVE-Hörfunk übernehmen, die für Sender wie Hit-Radio Antenne (u. a. in Sachsen, Thüringen und Bayern) und Radio Regenbogen (Baden-Württemberg) Nachrichten und Magazine produziert. AVE gehört bisher der Verlagsgruppe Holtzbrinck (Handelsblatt), die mit knapp 30 Prozent der Anteile zweitgrößter Gesellschafter bei n-tv und über den Fernsehproduktionsarm von AVE erfolgreich im Polit-Talkgeschäft unterwegs ist – vom sanft entschlafenen „Talk im Turm“ bis zu unermüdlichen Politiker-Recyclingshows wie „Vorsicht, Friedman!“ (ORB), „Späth am Abend“ oder „Der Grüne Salon“ (beide laufen auf n-tv).
So ganz unvorbereitet trifft ein etwaiger Niveauverlust die Frankfurter Besitzbürger übrigens kaum, schließlich ist die FAZ seit Jahren klein, aber fein mit 1,1 Prozent an – garantiert kein Scherz – RTL II beteiligt. stg
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