Männertreff mit Ringos Nase

It was thirty years ago today: Zum Jubiläum der Beatles-Auflösung bekommt Halle ein Fan-Museum

Man muss in fremden Städten ja manchmal nach dem Weg fragen. In Halle, zwischen ehemals herrschaftlichen Wohnhäusern und Ufo-artigen Tankstellen, weiß eine nette Oma Bescheid, die auf der menschenleeren Straße vorbeipest. „Zum Alten Markt geht’s dahinten rein“, und nach einem kurzen Blick wissend: „Sie wollen zum Museum, oder?“

Offensichtlich sind alle hier informiert. Pünktlich zum 30. Jahrestag der Beatles-Auflösung (10. 4.) ist das älteste europäische Beatles Museum aus Köln in das Hallenser Haus Alter Markt 12 umgezogen. In der Altstadt um das Museum hat ein Oldie-Radiosender Bühnen aufgebaut, auf denen kräftig Hits der 80er-Jahre noch mehr verunstaltet werden, und vor dem Museum steht der stilechte Rolls des britischen Botschafters. Der Botschafter selbst lehnt distinguiert drinnen am Cafétisch und isst Kuchen.

Der Bürgermeister habe trotz Zahnschmerzen eine Rede gehalten, sagt der prächtig schnauzbärtige Rainer Moers, einer der beiden Kölner Initiatoren des Museums. Seit 1989 haben er und Matthias Bühring in der Stadt am Rhein ihre gesammelten Devotionalien gezeigt, „mehrere 1.000“, sagt Moers. Man könne schlecht die genaue Zahl nennen, so viel Kleinteiliges ist dabei. Nach Halle sind sie umgezogen, weil sie mehr Platz brauchen „und weil wir uns hier sehr wohl fühlen“, übrigens mietfrei. Auf 350 Quadratmetern kann man jetzt bewundern, was Fanherzen seit 1964 (damals war Moers 14 Jahre alt und Beatles-erstinfiziert) zuammengetragen haben. Immer wieder Johns Brille, Pauls Schlafzimmerblick, Georges Grübchen und Ringos Nase. Immer wieder urige, alte Zeitungsausschnitte, belustigende Bravo-Reportagen, Beatles-Strumpfhosen, -Perücken und -Zigarrenbinden, untermalt von der besten Musik der Welt. Und auch ein paar lokale Kuriositäten. Leserbriefe aus der Sächsischen Zeitung vom 17. 9. 1965: „Meistens hört man doch nur Kritik über die Beatles! Ja, warum denn überhaupt? Vielleicht wegen ihrer doofen Frisuren? Sie singen auch nicht schlechter als manche andere Gesangsgruppen von uns“, schrieb Ursula Wendler einst aus Dresden. Die Frisuren der sich ohne Murren aneinander vorbeischiebenden BesucherInnen würde sie bestimmt auch „doof“ finden: viele, viele langhaarige Männer im besten Paul-Alter.

Im zweiten Stock kann man lesen, was der „Yellow Submarine“-Zeichner Heinz Edelmann 1999 zu Museumsleiter Matthias Bühring gesagt hat, anlässlich der digitalen Wiederaufbereitung des durchgeknallten Flower-Power-Cartoon-Spektakels: „Und dann diese Blumen. Ich hasste es, Blumen zu malen.“ Er habe mehrmals kündigen wollen damals, 1969, „das erste Mal, als ich einen Kobold auf einer Schatzkiste sitzend malen sollte. Da habe ich gesagt: Aus, Schluss, da mache ich nicht mehr mit. So ein Unsinn.“ Aber er hat ihn doch durchgehalten, den Quatsch mit den Meerjungfrauen und Meanies.

Auf dem sonnigen Platz vor dem Haus ist inzwischen ein Beatles-orgelnder Drehorgelmann von den Leipziger „Butlers“ abgelöst worden. Die scheinen aus mindestens drei Fan-Generationen zu bestehen und verhunzen, was Beatles-Klone der ganzen Welt so verhunzen: „While my guitar gently weeps“ zum Beispiel. Das Fachpublikum merkt das auch, aber irgendwie teilt man eben eine große Leidenschaft – das verbindet und macht tolerant. Im Museum, in das die Fans immer noch in Scharen drängen, hat der britische Botschafter längst den Kuchen auf und sitzt bestimmt schon wieder im Rolls. Auf die Frage, ob sie auch Beatles-Fan sei, sagt die freundlich sächselnde Tischabräumerin so bündig wie überraschend: „Nö.“ Aber man mache das mit dem Catering ja glücklicherweise nur heute. JENNI ZYLKA

Beatles Museum, Alter Markt 12, Halle (Saale), Tel.: (03 45) 2 90 39 00