: In 80 Minuten in der Zukunft
Expo-Chefin Birgit Breuel trommelt in Hamburg für die Weltausstellung ■ Von Peter Ahrens
Wenn Birgit Breuel aus dem Fenster ihres Elternhauses in Neuenfelde schaut, dann kann sie die Ziegelei Hanseaten-Stein sehen. Da werden Ziegel aus Hafenschlick gebrannt. Im Moment schaut Breuel aber nicht so oft aus dem elterlichen Fenster, denn sie soll als Expo-Generalkommissarin dafür sorgen, dass die Weltausstellung, ab dem 1. Juni in Hannover der Publikums- und Kommerzerfolg wird, den sich Bundesregierung und Unternehmen davon versprechen. Gestern war Breuel auf Werbetour für die Expo im Hamburger Rathaus.
Die Journalisten werden auf der Pressekonferenz mit einem Filmchen erst einmal in Expo-Laune gebracht. Ein nassforscher Jung-Reporter läuft mit einem ZDF-Mikro über die Hannoversche Großbaustelle und schwärmt. Expo-Kulturchef Tom Stromberg, demnächst Intendant des Hamburger Schauspielhauses, darf auch noch etwas von „dauernder Straßentheater-Atmosphäre“ ins Mikro sprechen, und ein paar Baustellenbesucher glauben, „dass das noch alles rechtzeitig fertig wird“.
Dann geht das Licht wieder an, aber Birgit Breuel macht weiter, als würde der Werbefilm noch laufen. Die Expo sei „wirklich sehenswert“, und man könne auf dem Gelände „eine Weltreise zu Fuß durch die Zukunft“ machen. Und wer eine Reise tut, der, richtig: „Da kann man immer etwas erleben.“ Jeder Expo-Tag werde „anders sein als der vorherige“. Wenn die Deutschen freundliche Gastgeber seien, könne das „das Deutschland-Bild für die nächsten 20 bis 30 Jahre prägen“, glaubt die frühere Treuhand-Chefin. Bürgermeister Ortwin Runde glaubt das auch.
Zwei Millionen BesucherInnen, die wegen der Expo auch nach Hamburg kommen – diese Mondzahl nennt Runde noch einmal. Schließlich sei man von Hannover aus in 80 Minuten mit dem Zug in Hamburg, um das sommerliche Kulturangebot zu nutzen und auch Geld in der Stadt zu lassen. „Hamburg wird sich gut vorbereitet zeigen“, lässt Runde wissen. An einer Lockerung der Ladenöffnungszeiten während der Expo bastele man noch: „Wir bemühen uns, jenseits der klaren Gesetzeslage einen Weg zu finden.“ Behutsame zwei Millionen Mark hat Hamburg zur Mitfinanzierung des Deutschen Pavillons auf dem Expo-Gelände zudem beigesteuert.
Sicherheitsprobleme durch Expo-GegnerInnen erwarten Breuel und Runde nicht. „Es wird immer den einen oder anderen geben, der anderer Meinung ist“, sagt Breuel, aber sie sieht „bisher keine Anzeichen für besondere Unruhen“.
In Hamburg werden acht Projekte in der Stadt ins Expo-Programm eingebunden, alle unter Expo-Motto Mensch-Natur-Technik: Das geht von den Elefanten bei Hagenbecks bis hin zum Klima-Rechenzentrum in Eimsbüttel. Und die Ziegelbrennerei in Neuenfelde gehört auch dazu. Besondere Attraktion: Von dort aus kann man das Elternhaus der Expo-Generalkommissarin sehen. Das lohnt sich.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen