: Perus Präsident ist über jeden Zweifel erhaben
Internationale Beobachter kritisieren den Verlauf der Präsidentenwahlen. Oppositionsführer will offizielle Resultate nicht anerkennen
LIMA taz ■ An dem Mann prallt alles ab. 28 Stunden nach Schließung der Wahllokale zeigte sich der amtierende peruanische Präsident Alberto Fujimori zum ersten Mal in der Öffentlichkeit. Trotz harscher Kritik von Beobachterorganisationen und ausländischen Diplomaten am Verlauf der Wahlen verteidigte Fujimori den Urnengang als „normal, frei und gerecht“. Allerdings blieb er die Antwort auf die Frage schuldig, ob er wenigstens drei Organisationen nennen könnte, die diese Einschätzung teilen.
Auch am Dienstag morgen lag noch immer kein vorläufiges Endergebnis der Wahlen vor. Seltsam stockend geht der Auszählungsprozess vonstatten. Montagnacht waren erst etwas mehr als die Hälfte der Stimmen ausgezählt, obwohl die peruanische Wahlbehörde ONPE das Ergebnis schon für Sonntag abend angekündigt hatte. Auf Fujimori entfielen dabei einer Hochrechnung zufolge 49,3 Prozent, auf seinen Herausforderer Alejandro Toledo 40,1 Prozent.
In kleinen Schritten nähert sich Fujimori der 50-Prozent-Marke. Bei jeder Hochrechnung legt er um einige Punkte hinter dem Komma zu. Schafft er es im ersten Wahlgang auf 50 Prozent plus eine Stimme zu kommen, ist er im Amt bestätigt. Und alles sieht danach aus, dass Fujimori dieses gelingen wird – wenn auch nicht mit lauteren Mitteln.
Fujimoris Äußerungen bei einer Pressekonferenz machten deutlich, dass er das Wahlvolk schon einmal langsam darauf vorbereiten will. „Wenn ich im ersten Wahlgang siege, muss man den Willen des peruanischen Volkes anerkennen“, sagte er. Die Berechnungen der Wahlbeobachterorganisation Transparencia, die zu dem Ergebnis kamen, dass kein Kandidat im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erreicht habe, müssten nicht unbedingt mit dem Resultat der Wahl übereinstimmen. Fragen zur Glaubwürdigkeit des Wahlprozesses ignorierte Fujimori. Auf die mangelnde Transparenz des Computersystems für die Auszählung angesprochen antwortete er: „Solche Art von Fragen beantworten die Kandidaten nicht.“ Kritik lässt ihn kalt. Bis dann seinem Spitzenkandidaten Francisco Tudela der Kragen platzte: „Eine Regierung wird nicht die Wahlen fälschen“, sagte er, „damit die internationalen Organisationen zufrieden sind.“
Dabei täte Fujimoris Mannschaft gut daran, etwas vorsichtiger aufzutreten. Denn sämtliche Beobachter haben Zweifel am Wahlverlauf. „Wenn es keinen zweiten Wahlgang gibt, haben wir das Recht zu sagen, dass es eine von langer Hand vorbereitete Wahlfälschung gab“, sagte Rafael Roncagliolo, Generalsekretär von Transparencia. Der Leiter der Beobachterdelegation der Organisation Amerikanischer Staaten (OEA), Eduardo Stein, verlor am Montag seine diplomatische Zurückhaltung: „Unsere Zahlen zeigen die Notwendigkeit einer zweiten Runde.“ Auch der Botschafter der USA, John Hamilton, kritisierte den Wahlverlauf. In einer möglichen zweiten Runde gäbe es „vieles, was verbessert werden müsse“.
Der Oppositionskandidat Alejandro Toledo kündigte an, die offiziellen Resultate nicht anzuerkennen, „wie auch immer sie ausfallen werden“. INGO MALCHER
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