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Verschiedene Formen der Telearbeit

betr.: „Von Arbeitgebern und Telearbeit“ von Karin Hahn (taz thema beruf & qualifikation), taz vom 8./ 9. 4. 00

[...] Der Artikel springt zu kurz. Das beginnt damit, dass verschiedene Formen der Telearbeit unterschieden werden müssen.

Neben der reinen Telearbeit, die die ArbeitnehmerInnen in der Regel ausschließlich zu Hause leisten, ist es vor allem die alternierende Telearbeit, die sich auch in Deutschland auf dem Vormarsch befindet. Oftmals wird Telearbeit mit dem Bild einer jungen Frau verbunden, die, ihr Baby auf dem Schoß, anspruchsvolle Arbeit im heimischen Haus zwischen Schreibtisch und Kochtopf leistet.

Um die sozialen Umfeldbedingungen zu untersuchen, die im Artikel bestenfalls gestreift werden, läuft gegenwärtig ein Forschungsvorhaben „Familienbezogene Gestaltung von Telearbeit“ im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Außerdem beschäftigt sich die Arbeitsgruppe „Frauen in der Informationsgesellschaft“ seit langem mit diesem Thema. Sie ist Teil des vom Bundeswirtschaftsministerium neu gegründeten „Forums Informationsgesellschaft“.

Es seien an dieser Stelle nur einige wenige zu beachtende Gesichtspunkte bei überwiegend häuslicher Telearbeit angerissen:

Bei den Beschäftigten, vor allem bei Frauen, bestehen subjektive Ängste vor einem Karriereknick durch Telearbeit, weil sie sich ihren Vorgesetzten nicht permanent präsentieren können (Studie im Auftrag des Familienministeriums). Da keine räumliche Entkoppelung der Arbeit vom privaten Wohnraum vorliegt, besteht die Gefahr, dass über Telearbeit der Berufsstress unmittelbar in die Familie hineingetragen wird. Ständige Rufbereitschaft und Ansprechbarkeit bleiben nicht ohne Auswirkungen. Dem Umfeld ist schwer zu vermitteln, dass Frau da ist und doch nicht da ist. Telearbeit wird missbraucht, um die überholte typische Rollenverteilung von Männern und Frauen zu verfestigen. Die Arbeit „in den eigenen vier Wänden“ verlangt ein hohes Maß an Disziplin, Konzentration und Zeitmanagement.

Dennoch können und wollen Frauen sich nicht aus der Entwicklung hin zur „schönen neuen Welt“ des Internets heraushalten. Nur zirka 23 Prozent der deutschsprachigen WWW-NutzerInnen sind weiblich. Der Frauenanteil bei den Informatikstudenten liegt bei 12 Prozent und in den Ausbildungsberufen der IT-Branche bei 14 Prozent. Diese Situation ist unbefriedigend. [...]

Es fehlt an wirklich interessanten Netzinhalten und benutzungsfreundlicher Software. Und es fehlt an öffentlichen BürgerInnen- bzw. Informationsterminals, an denen Frauen, aber vielleicht auch ältere Bürger mit fachlicher Hilfe erste Barrieren überwinden können. [...]

Das alles sind notwendige Schritte, um für die Entwicklungen in der IT-Branche ein breites Fundament zu legen. Es bildet sich doch niemand im Ernst ein, dass wir allein über die Green-Card das Thema der Informationsgesellschaft auf Dauer gelöst kriegen.

ANGELIKA ALBRECHT,

Frauenpolitische Sprecherin

Bundesvorstand Bündnis 90/Die Grünen

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