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die zahl der woche15 Sekunden Stille gegen den Krach

LEISE LÄRMSCHÜTZER

Und? Haben Sie was gehört? Am Mittwoch, so gegen 14.15 Uhr, als die Welt die Luft anhielt und für 15 Sekunden still sein wollte? Als die Autos stoppten, die Kreissägen stillstanden, die Nachbarn ihre Julio-Iglesias-CD schonten und dem Chef das Geschrei im Hals stecken blieb?

Es war nämlich „Tag der Ruhe“ auf der lauten Welt. Das ist durch den Trubel nicht zu Ihnen gelangt? Dann gehören Sie wohl zu denen, die diesen Tag am nötigsten haben. Immerhin leidet nach Schätzungen des „Rings für Lärmbekämpfung“ jeder dritte Deutsche unter erheblichen Lärmbelastungen, für jeden fünften ist der Krach gesundheitsschädlich. Denn wer dauernd im Lärm lebt, steht unter Stress und kann unter Schlafstörungen und Herz-Kreislauf-Problemen leiden.

Krach von mehr als 65 Dezibel gilt auf die Dauer als gesundheitsschädlich – und diesen Wert erreichen viel befahrene Hauptstraßen locker. Denn quietschende Reifen und aufheulende Motoren sind immer noch die größte Lärmquelle, gefolgt von Flugzeugen und Schienenverkehr. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) fordert daher ein generelles Tempo 30 in Ortschaften, das wie eine „Halbierung des Lärms“ wirke. Zwar seien Autos heute leiser, aber dafür seien mehr und stärkere Wagen unterwegs, was den Effekt „teilweise auffrisst“.

Viel Lärm um nichts entsteht, weil die Menschen „nicht zurückhaltend genug“ sind, sagt der Lärmexperte beim Umweltbundesamt, Hans-Holger Bartel. Vermeidbarer Lärm seien die voll aufgedrehte Stereoanlage, der Kavalierstart oder die Dauer-Musikberieselung in Kneipen und Supermärkten.

Krach schlagen aber auch die lieben Kleinen. Nicht nur durch das gellende Gebrüll nachts um drei – die Deutsche Tinnitus Liga warnt auch vor Hörschäden durch Kinderspielzeug: Knackfrösche erreichten Werte von 135 Dezibel, Spielzeugpistolen knatterten mit 175 Dezibel „lauter als Maschinengewehre der Bundeswehr“. Eltern sollten die Geräte selbst testen – „in ausreichendem Abstand“, damit sie nicht taub für die Wünsche ihrer Kinder werden.

Rechtzeitig zum Frühling rät das Bundesamt für Naturschutz daher, den Städten zu entfliehen und dem „Naturkonzert zu lauschen.“ Aber richtig ruhig ist es da auch nicht: Es murmelt der Bach, es brummt die Fliege, es röhrt der Hirsch, es ächzt der Baum. Dass die Völker die Signale zu mehr Ruhe nicht hören, liegt für Bartel an einer tragischen Ironie: „Wir Lärmschützer sind zu leise.“ BERNHARD PÖTTER

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