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Kartellamt gegen Fusion

Weil sie den Strommarkt beherrschen würden, dürfen die Energiekonzerne RWE und VEW nicht zusammengehen. Vorher müssen sie einige Firmen verkaufen

BERLIN taz ■ Das Bundeskartellamt will die geplante Fusion zwischen den Energiekonzernen RWE und VEW nicht genehmigen. Durch die Verschmelzung der beiden Konzerne in der heute geplanten Form entstünde ein „Duopol“, das den Strommarkt beherrsche, erklärte Kartellamtspräsident Ulf Böge gestern.

RWE (Essen) und VEW (Dortmund) wollen sich zum größten Energiekonzern Deutschlands zusammenschließen. Damit würden die Konzerne den Strommarkt in weiten Teilen Westdeutschlands beherrschen. Außerdem ist RWE an dem ostdeutschen Stromproduzenten Veag beteiligt. Neben RWE/VEW planen auch die Konzerne Viag und Veba die Fusion ihrer Stromsparten Bayernwerk und PreussenElektra. Damit würden zwei große Elektrizitätslieferanten fast ganz Deutschland kontrollieren. Das Kartellamt in Bonn sieht gleich mehrere Problemfelder. Zum einen klappt die Durchleitung von Konkurrenzstrom durch die Kabel der Großunternehmen noch nicht richtig. Dies hindert kleinere Betriebe, Strom an neue KundInnen zu liefern. Nach Berechnungen des Kartellamtes würden RWE, VEW, Viag und Veba zusammen 85 Prozent des deutschen Stromhandels, 70 Prozent des Großkundengeschäfts und 55 Prozent des Kleinkundengeschäfts besitzen. Auf die erstaunlichen Marktanteile kommen die Unternehmen, weil sie nicht nur direkt liefern, sondern zusätzlich an über 100 Stadtwerken und regionalen Versorgern beteiligt sind.

Nicht nur das Bundeskartellamt, auch die Brüsseler Kommission der Europäoischen Union betrachtet die geplanten Fusionen mit Skepsis. Doch die Wettbewerbsschützer würden mit sich reden lassen. Das Kartellamt könnte die Fusion RWE-VEW wahrscheinlich genehmigen, wenn sich die Konzerne von ihrer Beteiligung an der ostdeutschen Veag trennten. Dann entstünde im Osten ein Gegengewicht mit Firmen aus den USA, Frankreich oder Schweden. Außerdem müssten RWE und VEW ihren Anteilsbesitz und Einfluss an einigen regionalen Stromversorgern in Westdeutschland aufgeben.

Bei RWE hieß es gestern, dass man die Erklärung des Kartellamtes erwartet habe. Der Konzern gibt sich optimistisch, mit der Behörde zu einer Einigung zu kommen.

Für RWE stellt die geplante Fusion die Ausgangsbasis für die Expansion auf den europäischen Strommarkt dar. Im Europa-Vergleich würde das fusionierte Unternehmen an dritter Stelle stehen. HANNES KOCH

Kommentar Seite 11

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