Regresspflichter Wechsel

■ Über St. Pauli-Keeper Wehlmanns Abgang zum HSV und sein neues Image

Auf Carsten Wehlmann kommt eine Menge zu. Seitdem er erklärt hat, dass er zur kommenden Saison vom FC St. Pauli zum Lokalrivalen Hamburger SV wechseln wird, mag ihn kaum noch einer. Selbst mit Schadenersatzforderungen sieht er sich konfrontiert.

So rechneten vier Fanklubs des Millerntorvereins in einem offenen Brief zusammen, was sie der Abgang des „Lügenbarons“ (Internetseite St. Pauli) kostet. Von 50 Mark „Entschädigungskosten für eine Person“ ist da die Rede, „die nur für Deine beknackten Handschuhe vor einer ganzen Busbesatzung gestrippt hat“. Am teuersten kommt den Torwart aber der Posten „Frustsaufen“ zu stehen: Hier wird pro Jahr mit 106.000 Mark gerechnet, „bis St. Pauli Deutscher Meister wird“. Für diesen Wechsel auf die Zukunft muss Wehlmann aber nicht bis in alle Ewigkeit geradestehen: „Die Summe, die wir auf jeden Fall von Dir in Kürze erwarten sind DM 825“, fordern die Fans.

Wenigstens einige Anhänger zeigen sich verständnisvoll: „Ich würd' auch lieber als Nr. 2 in der Champions League die Bank drücken, als als Nr. 1 das Regionalliga-Tor zu hüten“, äußert sich kappa unter www.fcstpauli.de, „wer anders denkt ist ein Heuchler.“ Womit er oder sie recht hat. Schon viele Spieler verließen die maroden Umkleidekabinen auf dem Heiligengeistfeld für immer, um ihr Profigehalt woanders zu verdienen. Nur zum HSV zu wechseln, scheint verboten zu sein.

Dabei passt doch alles zusammen. Der Sparhaushalt, mit dem die Vereinsfunktionäre in die kommende Saison gehen wollen, wird um etwa zehn Prozent aufgestockt. Mit dem 23-jährigen Simon Henzler vom SV Meppen steht der Nachfolger schon fest, dessen Vertrag auch im Falle eines Abstiegs gültig bleibt. All das sind ganz normale Vorgänge bei einem ganz normalen Profiverein, zu dem sich der FC St. Pauli längst entwickelt hat.

Einige Fans scheinen das erkannt zu haben: „Jeder von uns hat das Recht, traurig oder frustriert zu sein, aber jeder hat die Pflicht, diese ganz persönliche Entscheidung zu akzeptieren.“ Aus The one and Oli spricht die Stimme der Vernunft. Oder des vernünftigen Fußballmanagers. Eberhard Spohd