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Kniefall des Trainers bewirkt Wunder

Starke Leistungen seiner rebellischen Stars bescheren dem FC Barcelona ein 5:1 gegen den FC Chelsea

BERLIN taz ■ Von einer „Nacht für die Erinnerung, für das Epos und für den Fußball“ schwärmte gestern die Zeitung El País, „eine magische Nacht“ hatte Louis van Gaal erlebt. So verwirrt vor Glück war der niederländische Trainer des FC Barcelona, dass er nach dem grandiosen 5:1 seiner Mannschaft gegen den FC Chelsea nicht nur dem Publikum für seine Unterstützung dankte, sondern auch seinen sonstigen Erzfeinden, den Medien. Denen ist er mit dem Erreichen des Halbfinales der Champions League gegen den FC Valencia zum wiederholten Mal von der Schippe gesprungen.

Bis vor etwas mehr als zwei Wochen war „Triple“ das Zauberwort in Kataloniens Hauptstadt. Triple, das hieß Meisterschaft, Pokal und Champions League für die Fußballer des FC Barcelona, Triple bezeichnete aber auch die Chance, als erster Verein die Europacups in drei großen Sportarten zu gewinnen. Letzteres ist seit Dienstag passé, da die Basketballer im Halbfinale des Final-Four-Turniers der Europaliga in Saloniki gegen Maccabi Tel Aviv verloren. Neben den Kickern sind damit bloß noch die Handballer im Rennen, die das Champions-League-Finale gegen den THW Kiel bestreiten.

Für das Triple der Fußballer erscheinen die Perspektiven jedoch wieder rosiger, wenn auch noch nicht ganz so wie vor dem Hinspiel in Chelsea, als die Mannschaft nach neun Siegen in Folge praktisch unbezwingbar schien. Dem 1:3 in London folgten jedoch weitere drei Niederlagen gegen solch inferiore Kontrahenten wie RCD Mallorca (0:3 im Liga-Heimspiel), Atlético Madrid (0:3 im Viertelfinal-Hinspiel des Pokals) und Real Oviedo (0:3 im Punktspiel). Zum Glück für Barça büßten aber auch alle Kontrahenten um die Meisterschaft Punkte ein. „Ich habe die Liga nie verloren gegeben“, sagte van Gaal nach der Fußball-Gala gegen Chelsea mit neu gewonnenem Selbstbewusstsein, „und ich schreibe auch den Pokal nicht ab.“

Die großartige Vorstellung vom Dienstag lässt die Worte des Niederländers weniger vermessen klingen, als sie sind, denn gegenüber den letzten Schlappen war die Mannschaft nicht wieder zu erkennen. Vom zweifachen Torschützen Rivaldo über den unwiderstehlichen Figo, den partiell genialen Kluivert, den Organisator Guardiola bis zu Frank de Boer, zuletzt in jedem Match mit gravierenden Patzern, spielten alle an der Obergrenze ihrer Leistungsfähigkeit. „In der ersten Halbzeit haben wir gar keinen Fußball gezeigt, sondern bloß verteidigt“, klagte Chelseas Trainer Gianluca Vialli, „genau das, was ich nicht wollte.“

Möglich gemacht wurde die Erweckung Barças durch einen Kniefall van Gaals. Den Meuterer Kluivert stellte der sonst so sture Coach ebenso auf wie den notorisch unbotmäßigen Rivaldo, der sogar erstmals auf seiner Lieblingsposition hinter den drei Spitzen spielen durfte. „Vielleicht erinnern sie sich nicht daran, dass Rivaldo in seinen ersten beiden Jahren genau diese Position gespielt hat“, fuhr van Gaal unwirsch einen nachfragenden Journalisten an. Ein Machtwort sprach dann Josep Guardiola: „Die Taktik ist wichtig, aber was die Spieler machen, ist wichtiger.“ MATTI LIESKE

Zuschauer: 90.000; Tore: 1:0 Rivaldo (24.), 2:0 Figo (45.), 2:1 Flo (60.), 3:1 Dani (83.), 4:1 Rivaldo (97.), 5:1 Kluivert (103.)

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