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Ende einer Königslegende

Gentest beweist, dass der 1795 gestorbene Junge tatsächlich Ludwig XVII. war

PARIS taz ■ Wenn nicht die Revolution dazwischengekommen wäre, hätte der blonde Junge mit den blauen Augen eines Tages das komplette französische Königreich und einen guten Teil Europas dazu geerbt. Doch da war das Volk vor. Nach der Hinrichtung seiner Eltern Louis XVI. und Marie-Antoinette blieb der Thronfolger allein im Pariser Temple-Gefängnis zurück und starb dort am 8. Juni 1795 – politisch korrekt: am 20. Prairial des Jahres V – im Alter von zehn Jahren elendig an einer Knochentuberkulose. An diesem banalen Ende des Nachfahren des Sonnenkönigs gibt es seit gestern keinen Zweifel mehr. Denn deutsche und belgische Genforscher haben ein Stückchen von dem mumifizierten Herzen des „petit roi“, das in der Basilika von St. Denis bei Paris aufbewahrt wird, mit den DNA-Werten von Haaren seiner Mutter und zwei seiner Tanten verglichen. Ihr übereinstimmendes Ergebnis: Das „enfant du Temple“ war Louis XVII.

Damit machten die Genforscher einer französischen Legende den Garaus, die sich 205 Jahre lang halten konnte. Danach hatten Königstreue den „echten Louis XVII.“ aus den Fängen der Revolutionäre gerettet und ein plebejisches Ersatzkind in seine Zelle geschmuggelt. Den zahlreichen Thronanwärtern im republikanischen Frankreich, die sich stets auf den angeblich geretteten Louis XVII. berufen konnten, geht das zentrale Argument aus. Schade eigentlich. DOROTHEA HAHN

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