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Biologisch gegen Wand-Graffitis

■ Graffiti-Farblöser auf Basis ätherischer Öle: Eine völlig neue Substanz zum Säubern von Wänden wird gerade an einer Bremer Grundschule getestet / Die Hausmeister sind begeistert von der hohen Wirksamkeit

Eine überzeugende Leistung, staunt Schulleiterin Dietlinde Wendt. Hausmeister Dieter Pein ist ebenfalls beeindruckt. In nur wenigen Minuten sind vor ihren Augen Schmierereien an den Wänden verschwunden, und zwar auf biologische Art.

Die Grundschule in der Freilig- rathstraße in der Vahr ist in der Tat ein gutes Übungsgelände für die noch junge Bita GmbH (Biotechnische Anwendungen) aus Ennigerloh bei Münster. Überall Graffiti, auf Holz, auf Mauern, auf Fenstern. Wir haben große Probleme damit, erzählt Dietlinde Wendt, denn die Schule ist am Nachmittag mangels anderer Freizeitmöglichkeiten Anlaufstelle für Jugendliche aus der gesamten Umgebung. „Das ist auch o.k. und in unserem Sinne, doch leider verhalten sich nicht alle so toll“, sagt die Schulleiterin.

Vor drei Jahren erst hat sie sämtliche Schmierereien an den Gebäuden entfernen lassen — auf die bisher übliche Methode: kostenaufwendig und wenig umweltfreundlich mit Abbeizer und Sandstrahl. Davon hält Bita-Chef Herbert Kramer gar nichts: Fenster werden auf diese Art und Weise blind, die alkalischen Mittel greifen das Material wie Mauer oder Holz an. Außerdem bleiben Schatten zurück.

Zehn Jahre hat der Tüftler gebraucht. Aber jetzt hat er, neben vielen anderen Sachen, einen Farblöser auf Basis ätherischer Öle entwickelt. Vor eineinhalb Jahren hat er die Zulassung beim Umweltbundesamt in Berlin beantragt, Anfang des Jahres kam grünes Licht. Kramer: „Der Farblöser ist ein reines Naturprodukt mit hoher Wirksamkeit, anwenderfreundlich, leicht in der Handhabung und ohne negative Umwelteinflüsse.

Und bei der Demonstration in der Grundschule Freiligrathstraße sehen Dietlinde Wendt, Hausmeis- ter Pein und ein Vertreter der Bremer Baubetriebe (hier wird später über entsprechende Aufträge in Sachen Graffiti-Entfernung entschieden) staunend, wie der Farblöser funktioniert.

Kramer und sein Mitarbeiter Werner Morbé sprühen den Farblöser auf eine dick beschmierte Wand. Dann folgt heißes Wasser aus dem Hochdruckreiniger, zum Schluss Neutralreiniger. Schwupps — und schon sind die Schmierereien weg. Zunächst etwas skeptisch, dann, als sich auch der Schriftzug auf den roten Klinkern verflüssigt, rückt der Behördenvertreter beeindruckt näher.

Das geht bei Edding auf Tischen, bei alten Möbeln, die abgebeizt werden sollen, auf Schildern und vielem mehr. Manchmal muss man den Reiniger drei- oder viermal anwenden, erläutert Morbé. Das Produkt löst die Fette/Emulgatoren in den Farben auf. Und es wird nichts beschädigt. Kurz danach wischt er eine Zeichnung auf dem Fenster einfach weg. Das ist etwas für Hausmeister Pein, hat er sich doch schon mehrmals mühsam mit der Rasierklinge am Lack versucht.

Bisher gibt es den Farblöser nur bei der 14 Mitarbeiter umfassenden Firma Bita, die auch die Fachleute für die Reinigung besorgt. „Wir sind erst im Aufbau und versuchen, in den Markt zu kommen“, sagt Chemiker Kramer voller Hoffnung auf Aufträge in Bremen. Übrigens: Er hat u.a. auch biologische Stoffe auf Basis ätherischer Öle als Schutz vor Insekten, Tauben frei oder ein Mittel gegen Hunde auf Spielplätzen entwickelt.

Elisabeth Gnuschke

Nähere Informationen zu dem neuen Produkt gegen Graffitis erhalten Interessierte unter folgender Telefonnummer mit der Vorwahl 02524/95 10 05.

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