: Splitting eines Netzwerkes
Die neu gegründete „velo:konzept“ GmbH wird Dienstleister des Verbandes Selbstverwalteter Fahrradbetriebe. Ziel ist die Professionalisierung des Marketings, die politisch-ideelle Arbeit bleibt Sache des VSF
Ulrike Saade war zehn Jahre Geschäftsführerin des Verbandes Selbstverwalteter Fahrradbetriebe (VSF, siehe nebenstehenden Kasten). Im Januar 2000 gründete sie die „velo:konzept“ GmbH, an der der VSF beteiligt ist. Das Unternehmen mit insgesamt fünf Mitarbeitern soll mit dem VSF eng zusammenarbeiten und den Verband vor allem im Marketingbereich unterstützen.
taz: Warum wurde die velo:konzept GmbH als eigenständige Gesellschaft neben dem VSF ins Leben gerufen?
Ulrike Saade: Als eingetragener Verein hat sich der VSF in den vergangenen Jahren nicht nur auf politischer Ebene betätigt, sondern auch verstärkt im Bereich Marketing gearbeitet. Weil das mit den bisherigen Strukturen immer schwieriger wurde, soll das nun die velo:konzept GmbH übernehmen. Der VSF wird sich künftig verstärkt auf seinen Kernbereich, die politisch-ideelle Arbeit konzentrieren.
Worin besteht diese ideelle Arbeit im Einzelnen?
Ganz aktuell ist beim VSF gerade ein alter Dauerbrenner: die Schaffung eines neuen Ausbildungsberufes in der Fahrradbranche. Zwischen dem Zweiradmechaniker – dem klassischen Schrauber, der zudem auch noch Motorräder reparieren kann – und dem Kaufmann/der Kauffrau im Einzelhandel – der in der Regel nicht einmal von Warenkunde eine Ahnung hat – klafft eine Lücke. Das Wirtschaftsministerium, die Gewerkschaften, die Industrie- und Handelskammer und nicht zuletzt auch der VSF verhandeln über die Schaffung des „Fahrradhandelsmechanikers“. Dabei streitet der VSF als Arbeitgeberverband gemeinsam mit den Gewerkschaften. Das ist ein Novum bei solchen Verhandlungen.
Welche Aufgaben soll auf der anderen Seite velo:konzept erfüllen?
Die Arbeit der velo:konzept gliedert sich in drei Bereiche: Zum einen fungieren wir als Marketing-Dienstleister des VSF. Wir erstellen zum Beispiel Mappen, Kataloge eine Kundenzeitschrift und einen Kalender. Außerdem entwickelt velo:konzept Qualifizierungen für die Branche, also Seminare und Events, bei denen auch VSF Mitarbeiter sich informieren oder auch Kontakte zu Herstellern knüpfen können: zum Beispiel der Kongress „Fahrrad Markt Zukunft“. Das dritte Projekt ist mittelfristig die Gründung einer Qualitätsladenkette, die den Namen „Feine Räder“, erhalten soll.
Damit würde doch direkte Konkurrenz zum VSF geschaffen. Welchen Sinn macht so eine Qualitätsladenkette da?
Das Konkurrenzprinzip kann nicht generell ausgeschlossen werden, schafft andererseits aber auch den Anreiz für alle, Qualitätsstandards zu steigern. Hier fehlt es – trotz der sehr guten Serviceleistungen sämtlicher VSF-Mitglieder – zum Teil noch an Einheitlichkeit, wenn man die einzelnen Fahrradgeschäfte miteinander vergleicht. VSF und „Feine Räder“ sind aber nicht grundsätzlich zwei verschiedene Paar Schuhe: Die dreizehn Läden, die bislang als Kandidaten für die Kette bereitstehen, gehören allesamt dem VSF an und werden das auch weiterhin tun.
Welchen Anreiz bietet das Label „Feine Räder“ einem Fahrradladen, außer der Aufgabe, sich hohen Qualitätsstandards anzupassen?
Neben dem gemeinsamen Marketing zum Beispiel auch abgestimmte Einkäufe bestimmter Marken. Besteht hierin Einigkeit, können Einkaufsverhandlungen mit Herstellern ganz anders geführt werden. Die Mitglieder treten dann nicht mehr als einzelne Kleinabnehmer auf, sondern die Kette als Großabnehmer. Das senkt die Preise.INTERVIEW: LARS KLASSEN
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