: Klimmt fliegt auf Tempelhof
Bundesverkehrsminister plädiert für Flugbetrieb in Tempelhof auch nach 2002. Der Senat begrüßt die Fortführung des City-Airports, da Fluggastzahlen steigen. Grüne fürchten das Aus für Konsensbeschluss
Die Pläne von Verkehrsminister Reinhard Klimmt (SPD), den Flugbetrieb in Tempelhof bis 2007 zu ermöglichen, haben der Flughafenlobby im Senat neuen Schub gegeben. Nach Ansicht von Volker Kähne, Sprecher der Senatskanzlei, ist die Nutzung des Airports als Verkehrsflughafen über das Jahr 2002 hinaus dringend erforderlich. Als Grund nannte Kähne steigende Fluggastzahlen in den kommenden Jahren, die zu Engpässen auf den Flughäfen in Tegel und Schönefeld führen könnten und durch Tempelhof entlastet werden müssten. Bislang haben sich der Bund und die Länder Berlin und Brandenburg darauf verständigt, mit dem Baubeginn des Großflughafens Schönefeld 2002 Tempelhof zu schließen.
Kähne forderte die Fortsetzung des Flugbetriebs in Tempelhof, da bei der derzeitigen Passagierentwicklung „spätestens ab 2005“ der innerstädtische Airport in Tegel und auch Schönefeld überlastet sein würden. Die Fluggastzahlen seien „deutlicher gestiegen, als die Prognosen bisher gezeigt haben“, sagte der CDU-Politiker. Darum müssten die entsprechenden „Abfertigungskapazitäten bereitgestellt“ werden. 1999 verzeichnete der Flughafenstandort Berlin bei den Passagieren eine Steigerungsrate von 5 Prozent. Rund 13 Millionen Fluggäste starteten aus der Hauptstadt.
Kähne glaubt, dass sich in Berlin und Brandenburg eine Mehrheit für eine verlängerte Öffnung des Berliner City-Airports finden wird. Zwar gelte der Konsensbeschluss zur Schließung Tempelhofs 2002, so Kähne. Dennoch könne dieser nach dem Klimmt-Vorstoß revidiert werden. Der Bundesverkehrsminister hatte am Donnerstag in der Märkischen Oderzeitung davon gesprochen, dass Tempelhof „noch länger“ gebraucht werde als ursprünglich geplant. Klimmt kündigte an, bald Gespräche mit den Länderverkehrsministern suchen zu wollen.
In der Vergangenheit hatten sich auch der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen und Wirtschaftssenator Wolfgang Branoner (beide CDU) sowie die Lufthansa für die Fortsetzung des Flugbetriebs in Tempelhof stark gemacht.
Kritik ernteten Klimmt wie auch Kähne von Grünen-Fraktionschefin Renate Künast. Der Konsensbeschluss zwischen Bund, Berlin und Brandenburg über die Schließung Tempelhofs müsse eingehalten werden, so Künast. Zugleich warf sie Kähne vor, falsch zu rechnen. Die Entwicklung bei den Passagierzahlen werde nicht so weiterlaufen wie bisher. Für die Schließung gebe es gute Gründe. Künast spielte darauf an, dass Tempelhof mangels Auslastung und wegen seiner Betriebserlaubnis nur für kleine Maschinen derzeit große Verluste schreibt. Die Flughafen-Holding als Betreiber des Airports rechnet für 2000 mit einem Defizit von 15 Millionen Mark. Künast fordert den Ausbau Schönefelds auf eine Kapazität von 20 Millionen Fluggästen.
ROLF LAUTENSCHLÄGER
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen