Viele gehen zurück

Die wenigsten Kosovaren und Bosnier in Deutschland sind Flüchtlinge. Die meisten wurden angeworben

BERLIN taz ■ Die Migration vom Balkan nach Deutschland ist nicht nur ein Kriegsprodukt. Schon als die sozialistische Klammer das Land noch zusammenhielt, zählte Jugoslawien zu den Hauptherkunftsländern bei der Zuwanderung: Jugoslawien war einer der Staaten, in denen Deutschland Ende der Sechzigerjahre Gastarbeiter anwarb.

Als die multiethnische Föderation Anfang der Neunzigerjahre zusammenbrach, beschleunigte sich die Zuwanderung. Zwischen 1990 und 1998 baten rund 1,8 Millionen Bewerber aus den neuen Teilrepubliken um Asyl. Dazu kamen die Bürgerkriegsflüchtlinge. Zwischen 1994 und 1996 wurden aus Bosnien-Herzegowina über 300.000 aufgenommen. Mitte 1999 lebten noch 75.000 im Bundesgebiet. Die anderen sind freiwillig gegangen oder wurden abgeschoben.

Einen großen Anteil der Balkan-Flüchtlinge stellen die Kosovo-Albaner. Zwischen 1995 und 98 lag ihr Anteil an den jährlich zwischen 15.000 und 35.000 Menschen, die den serbischen Teil der Bundesrepublik Jugoslawien verließen, lag über 80 Prozent. Rund 180.000 leben momentan in Deutschland, als Bürgerkriegsflüchtlinge oder Asylsuchende. Der Großteil der 15.000 Kosovo-Albaner, die Deutschland in einer Blitzaktion während des Krieges vor einem Jahr aufgenommen hatte, ist schon wieder in das Kosovo zurückgekehrt. Die Nachfolgestaaten Jugoslawiens sind das häufigste Ziel aller, die Deutschland verlassen. Zwischen 1993 und 1998 gingen rund 4,5 Millionen Menschen, davon 17 Prozent auf den Balkan. GUNNAR MERGNER