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Strategische Partnerschaft gegen Globalisierung

Chinas Präsident Jiang Zemin vereinbart bei Südafrika-Besuch enge Zusammenarbeit. Das chinesische Interesse an Afrika wächst

BERLIN taz ■ Die beiden mächtigsten Länder Asiens und Afrikas wollen in Zukunft enger zusammenarbeiten. Chinas Präsident Jiang Zemin unterzeichnete am Dienstagabend in Südafrika zusammen mit seinem südafrikanischen Amtskollegen Thabo Mbeki eine „Erklärung von Pretoria“, die eine „strategische Partnerschaft“ zwischen Südafrika und China installiert. Zur Koordination wird eine ständige binationale Kommission eingerichtet.

Die Erklärung von Pretoria weist darauf hin, dass Entwicklungsländer unter einem „moralischen Imperativ“ zur Zusammenarbeit stünden. China und Südafrika sähen beide „die dringende Notwendigkeit einer Reform der internationalen politischen, wirtschaftlichen und finanziellen Architektur, um neue globale Realitäten abzubilden“. Während des Besuches wurde betont, dass China und Südafrika „die negativen Auswirkungen der Globalisierung auf Entwicklungsländer verringern“ möchten.

Südafrika, wo Jiang Zemin bis heute bleibt, ist die letzte Station einer zweiwöchigen Reise durch den Nahen Osten und Afrika. Es ist der erste Besuch eines chinesischen Präsidenten in Südafrika. Für den regierenden ANC in Südafrika war Jiang Zemin ein wichtiger Gast. Die Regierung von Thabo Mbeki, zurzeit Präsident der Bewegung der Blockfreien Staaten, setzt zur Stärkung ihres Gewichts in der Welt auf Süd-Süd-Kooperation und dabei besonders auf alte Freundschaften aus der Zeit des Kampfes gegen die Apartheid. „Wir haben eine lange Geschichte der gegenseitigen Unterstützung“, erinnerte sich Jiang Zemin in Pretoria.

Zwar hatte 1994 der frisch gewählte Präsident und ANC-Führer Nelson Mandela zunächst diplomatische Beziehungen mit Taiwan aufgenommen, aber diese Entscheidung wurde Ende 1997 zugunsten Pekings revidiert – eine Maßnahme, die als wichtiger Schritt zur Distanzierung Südafrikas von den USA gesehen wurde. Neben China sind heute auch Kuba, Libyen, Iran und Algerien bevorzugte Partner Südafrikas. Gegenüber China versteht sich Südafrika als Fürsprecher des gesamten afrikanischen Kontinents. China solle „ein Partner in der afrikanischen Renaissance“ werden, erklärte die südafrikanische Regierung vor dem Besuch, der von Protesten der weißen liberalen Opposition begleitet war.

Auch für China ist die Annäherung an Südafrika diplomatisch bedeutsam. Die Regierung in Peking versucht derzeit, sich als Führer der Dritten Welt zu profilieren, und setzt dabei auf engere Beziehungen zu den Staaten Afrikas, die aufgrund ihrer großen Zahl bei Abstimmungen in internationalen Organisationen bedeutsamer sind, als es ihrem weltwirtschaftlichen Gewicht entspricht. Eine wichtige Rolle spielt auch die Rivalität mit Taiwan, das aber nur noch von zehn afrikanischen Staaten diplomatisch anerkannt wird.

Im vergangenen Jahr beschloss die chinesische Regierung, ständige regelmäßige Konsultationen mit ihren afrikanischen Partnern zu starten. Den Auftakt soll eine gemeinsame Regierungskonferenz in Peking im Oktober 2000 bildne. Auf bilateraler Ebene sind chinesisch-afrikanische Kontakte zurzeit vielfältig wie kaum je zuvor. Viele afrikanischen Länder bekommen von China großzügige Kredite, die dann gegen Unternehmensbeteiligungen getauscht werden oder als Vorauszahlung für Exporte nach China dienen.

Für afrikanische Staaten ist China vor allem als Alternative zu den ungeliebten westlichen Geberländern interessant. Aus diesem Grund haben sich in letzter Zeit Laurent Kabila im Kongo und Robert Mugabe in Simbabwe Peking zugewandt. In Simbabwe ist China zum Großinvestor in der Schwerindustrie und damit zum Partner im Rüstungsbereich geworden. DOMINIC JOHNSON

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