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Einmal im Monat ein persönliches Geldwochenende

■ Bremer Verbraucherzentrale berät BürgerInnen in Sachen privater Altersvorsorge / Finanzberater warnen vor unlukrativen Angeboten und mahnen zur richtigen Planung

Eigentlich müsste jedeR einmal pro Jahr „ein persönliches Geldwochenende machen“. Und „mal bilanzieren, was so drin ist in den nächsten Jahren“. Das jedenfalls empfiehlt Arno Gottschalk, Berater im Bereich „Finanzdienstleistungen“ der Bremer Verbraucherzentrale. Denn mit einfachen Rezepten ist es bei der Altersvorsorge heutzutage nicht mehr getan: Sinkende Renten, wechselnde Lebensbiographien und ein wuchender Vorsorge-Angebotsdschungel fordern dem Mensch von heute eine neue Finanzkompetenz ab. Denn wer nicht Bescheid weiß, schließt laut Berater Gottschalk oftmals wenig lukrative Verträge ab.

Fehler Nummer 1, den Arno Gottschalk jeden Tag wieder in der Beratung erlebt: Viele lassen sich vorschnell auf langfristig angelegte Sparformen ein, sagt der Berater. Der Haken bei solchen Angeboten wie zum Beispiel der privaten Rentenversicherung: Wer fünf Jahre später doch mit einem Hauskauf liebäugelt oder gar die monatlich vereinbarten Sparraten für die später ausgezahlte Monatsrente schlicht nicht mehr bezahlen kann, sieht wahrlich alt aus: Wer nämlich vorzeitig kündigt, verlässt den Vertrag mit herben Verlusten. Denn meist bekommen Kündiger nur den Rückkaufwert erstattet – und der ist weitaus geringer als die Summe der eingezahlten Beiträge.

Ein Beispiel: Wer bei einer monatlichen Sparrate von 200 Mark nach zwei Jahren kündigt, hat 4.800 Mark eingezahlt, erhält aber nur 243 zurück. Ein zwei- bis vierjähriger Sparvertrag mit drei Prozent Zinsen hätte dagegen satte 4.952 Mark erbracht. Das Fazit der Verbraucherzentrale lautet deshalb: „Gerade weil die Lebensbiographien heute nicht mehr so gradlinig sind wie früher, ist eher das Denken in kürzeren Abschnitten gefragt“, sagt Berater Gottschalk.

Ergo: „Geldanlagen immer nach unterschiedlichen Zeithorizonten staffeln“. Und als allerallerersten Schritt erst mal alle Kredite abbezahlen, um dann kurzfristig zwei bis drei Monatsgehälter zurückzulegen – für Eventualitäten. Dazu bieten sich zum Beispiel Tagesgeldkonten an, auf denen einige Banken schon von der ersten Mark an bis zu drei Prozent Zinsen zahlen. „Mittlerweile gibt es schon drei Anbieter, Ableger holländischer Banken, die mit Zinsen zwischen 4 und 4,5 Prozent aufwarten“, sagt der Finanzexperte von der Verbraucherzentrale.

Der zweite Schritt, den die Berater dann empfehlen: Überlegen, welche größeren Anschaffungen mittelfristig geplant sind – neues Auto, neue Möbel oder gar der Erwerb einer Immobilie? Dazu bieten sich erst mal sichere Bundesschatzbriefe oder vergleichbare Produkte von Banken an, die kurze Laufzeiten von vier bis sieben Jahren haben und garantiert keine Kursverluste bieten. Die Vorteile dieser Anlageform: Kurssicherheit und die Möglichkeit, das ersparte Geld ganz ohne Geldverlust zum weiteren Sparen einzusetzen – um zum Beispiel „je nach Risikofreudigkeit“ dann in „Aktien“ oder „Aktienfonds“ zu investieren oder mit dem gewonnenen Eigenkapital eine Eigenheimfinanzierung in Angriff zu nehmen, um so die eigene Altersvorsorge systematisch weiter voranzubringen.

Grundsätzlich also gilt laut Gottschalk: Planen nur Schritt für Schritt – und sich weder von der bestechenden Dynamik auf den Aktienmärkten noch von Versicherungsanbietern eine bestimmte Anlageform aufschwatzen zu lassen. „Denn da wird einem zum Beispiel ausgerechnet, welche Rentenlücke man im Alter aufzufüllen hat – und dann vergisst aber der Einzelne, dass vor der Rente auch noch ein ganzes Leben liegt, das es zu finanzieren gilt“ – mit seinen ganzen Risiken, die laut Statistik gar nicht so unwahrscheinlich sind.

Und deshalb rät die Verbraucherzentrale vor allen Überlegungen fürs Anlegen im Alter: Erst für „Risikoschutz“ sorgen, dann für die Altersvorsorge, sagt Gottschalk. Sprich: Familien sorgen am besten mit einer reinen Risikolebensversicherung für ausreichend finanziellen Schutz beim plötzlichen Tod des Hauptverdieners. Im Vergleich dazu nämlich sind so genannte Kapital-Lebensversicherungen, die zugleich mit einem Sparvertrag kombiniert sind, laut Gottschalk weitaus teurer – und bieten nur bei hohen monatlichen Raten (um die 500 Mark) auch wirklich längere Zeit Finanzierungsschutz.

Die reine Risikolebensversicherung dagegen, die zum Beispiel auf 30 Jahre und 300.000 Mark abgeschlossen wird, kostet einen 30jährigen männlichen Nichtraucher im günstigsten Fall nur 40 Mark im Monat. „Ein Riesenunterschied“, meint Finanzberater Gottschalk, der außerdem auch noch zu einem weiteren Versicherungsschutz rät – dem Schutz vor Berufsunfähigkeit. Denn laut Statistik der gesetzlichen Rentenversicherungsträger müssen vier von zehn Erwerbstätigen damit rechnen, wegen Krankheit oder einem Unfall vorzeitig aus dem Berufsleben auszuscheiden. „Und das liegt vor allem auch an der Zunahme psychisch bedingter Krankheiten.“

Allerdings haben die Versicherungen diese Sparte „bislang eher stiefmütterlich behandelt“. Deshalb, so Gottschalk, empfiehlt sich auch hier wie generell für alle Vertragsabschlüsse: Erst beraten lassen und dann unterschreiben. Die Verbraucherzentrale (Tel.: 160 777) jedenfalls bietet mittlerweile ein ausdifferenziertes Beratungsangebot an – und eine detaillierte Übersicht über die derzeitigen Spar- und Vorsorgekonditionen auf dem Markt wird gerade vorbereitet. kat

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